Aufbrechen und Ankommen sollten aufeinanderfolgen. Schon im Urlaub erleben wir, dass dies nicht immer so ist. Was uns nach einem Aufbruch guttut, sind Oasen, die Kraft auf dem Weg geben.

Predigt über Psalm 23: Ankommen

Beim Gottesdienst auf der »Wiedenester Meile«. Veröffentlicht 20.08.2023, Stand 13.02.2024, 906 Wörter.

Siehe auch Kurzpredigt über Psalm 23: Vom guten Hirten vom 23.08.2009.

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit Euch allen!

Hören wir den Predigttext, es ist der bekannte 23. Psalm:

Der HERR ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue
und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
fürchte ich kein Unglück;
denn du bist bei mir,
dein Stecken und Stab trösten mich.
Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl
und schenkest mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,
und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.
— Psalm 23 (Lutherbibel 2017)

Gott, wir danken Dir für Dein Wort. Sende Deinen Heiligen Geist, dass wir es fassen und zum unsrigen machen. Amen.

Einstimmung

Liebe »Meilen«-Besucherinnen und -besucher, heute genießen wir noch ein wenig Sommer. Die Ferien liegen hinter uns, der Alltag hat uns wieder.

Waren Sie im Urlaub? Schauen wir doch einmal: Ich bitte alle zu winken,

  • die in den Sommerferien verreist sind!
  • Und alle, die den Kontinent verlassen haben.
  • Alle, die in Europa geblieben sind.
  • Alle, die mit dem Schiff unterwegs waren.
  • Alle, die mit der Bahn gefahren sind.
  • Mit dem Auto.

Ich hoffe, dass Sie alle eine schöne Zeit hatten – ohne den Hickhack, der auf Reisen eintreten kann, wie Verspätungen, Krankheit oder Leihwagen, bei denen der Motor einen besonderen Sound macht, bevor er nicht mehr fährt …

Urlaub ist etwas Wunderbares: Zeit, die Seele baumeln zu lassen, den Alltag zurückzulassen und anderes zu sehen und zu erleben. Der 23. Psalm ist vielleicht deshalb so bekannt, weil die Bilder darin unser Empfinden ganz grundsätzlich ansprechen.

Im Psalm heißt es:

Er weidet mich auf einer grünen Aue
und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele.

Wenn Urlaub gelingt, ist das für mich wie eine »grüne Aue«, eine Idylle, in der ich etwas von dem alten Wort »Sommerfrische« spüren und erleben kann. Urlaub ist dann »frisches Wasser« und nach ein paar Tagen kommt auch mein Empfinden dem Körper an den Urlaubsort hinterher. Dann kann ich abschalten, zur Ruhe kommen. Bilder wie Grüne Aue, frisches Wasser, Seelenerquickung werden dann Wirklichkeit und eine schöne Zeit beginnt.

Was sind Ihre schönen Urlaubserinnerungen? Ist das ein besonderer Ort? Eine Begegnung? Eine Mahlzeit, Getränk, Souvenir oder Lied?

Es sind meist die besonderen Momente, von denen wir zehren, wenn das Wetter wieder grau oder der Alltag dunkel wird. Dann sind das »grüne Auen« und »frisches Wasser«, die unsere Seele erquicken.

Wenn Reisen zu Ende gehen

Den letzten Abend erlebe ich auf Reisen oft anders als die davor. Ja, noch bin ich im Urlaub. Doch morgen wird alles wieder anders sein. Dieser letzte Abend steht gewissermaßen zwischen Urlaub und Alltag, ist irgendwie beides.

Geht Ihnen das auch so? Dass das Abschiednehmen beginnt, man in Gedanken sich selbst voraus ist, schon halb zu Hause?

Wenn ich dann zu Hause ankomme, verblasst der Urlaub schnell. Der Alltag nimmt mich wieder gefangen und der Kalender hat mich im Griff. Kurz gesagt: Die freie Zeit ist vorbei, Routine und Fremdsteuerung übernehmen.

Oasen auch im Alltag finden

Wir brauchen solche »Oasen« wie Urlaub oder Erinnerungen, um neue Kraft zu schöpfen. Immer nur Alltag, das strengt an.

Eine Oase in Peru. Pixabay: jdbenthien.

Natürlich, immerzu Urlaub zu machen, das geht auch nicht. Es geht darum, einen gesunden Rhythmus zu haben, in dem neben den anstrengenden Zeiten – den »Bergtouren« und »Sprints« – immer wieder Ruhephasen – die Oasen – vorkommen.

Gott sei Dank, dass es mit dem Sonntag einen Tag gibt, der frei sein sollte. Für viele ist er das, für andere ist es berufsbedingt ein anderer Tag.

Das Entscheidende ist, dass wir die Möglichkeit haben, auf unseren Wegen rasten zu dürfen und gestärkt zu werden – auch in spiritueller Hinsicht.

Wenn Urlaub endet, steht der Alltag ins Haus. Doch auch im Alltag gibt es die Oasen, die Gott uns bereithält. Die können wir nutzen – so wie heute, wenn wir Gottes Dienst an uns geschehen lassen.

Schluss

Psalm 23 schließt mit den Worten:

Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,
und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.

Vielleicht ist dies der Trick, wenn es um unser Glaubensleben geht: Sich an Gott festzumachen – also, mit dem Psalm gesagt, »in seinem Haus zu bleiben«.

  • Es tut gut, Lasten an Gott abzugeben, ihm im Gebet zu sagen, wo der Alltag zu fest drückt.
  • Es tut gut, im Gottesdienst zusammenzukommen, etwas für die Woche mitzunehmen, so wie uns die Urlaubserinnerungen die dunklen Tage aufhellen.

Das ist auch wie eine Reise, die Reise ins Land des Glaubens. Glauben muss man erst einmal wagen. Nur gut, dass Gott uns willkommen heißt, uns sogar entgegengeht. Unsere Alltags-Oase ist nur ein Gebet weit entfernt.


Der letzte Urlaubstag ist ein besonderer, eine Brücke zwischen »frei und gebucht«, zwischen »Oase und Wüste«, zwischen »Tapetenwechsel und Alltag«. Dass Gott uns im Glauben Oasen schafft, im Gebet unsere Lasten aufnimmt und uns entgegenkommt, stärke uns. Lassen Sie uns das wagen, wie am Ende eines Urlaubs aufzubrechen. Aber eben gegen den Trend: zu Gott, ins Land des Glaubens. Gott schenke uns immer wieder, aufzubrechen und dass wir bei ihm ankommen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre Eure Herzen und Sinne in Christus Jesus, Amen.

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