Es ist eine Umbruchszeit. Was gibt Orientierung, was bleibt? Ostern ist wie ein Leuchtturm, der mir die Richtung zeigt.

Predigt über Johannes 5,19–21: Ostern – mein Leuchtturm

In der Osternacht. Veröffentlicht 31.03.2024, Stand 31.03.2024, 937 Wörter.

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit Euch!

Liebe Gemeinde, endlich ist Ostern! Wir haben uns heute, mit der Zeitumstellung, besonders früh aufgemacht. Christus lebt, ist auferstanden – was früh am Ostermorgen geschah, ist für uns mehr als Geschichte: es ist Lebenskraft, trotzt der Müdigkeit.

Jetzt erleben wir, wie es dämmert, ein neuer Tag anbricht und das Leben nach der Ruhe der Nacht weitergeht.

Der Predigttext und sein Kontext

Dem Predigttext ist auch ein Neuanfang vorausgegangen. Da wird erzählt, wie Jesus einen Kranken geheilt hatte. Weil dies an einem Sabbat geschah, waren die Pharisäer auf ihn zornig. Jesus hatte ihnen auf ihre Beschwerden hin erklärt, dass er wie Gott wirksam war. In der Bibel steht: »Darum trachteten die Juden noch mehr danach, ihn zu töten, weil er nicht allein den Sabbat brach, sondern auch sagte, Gott sei sein Vater, und machte sich selbst Gott gleich.« (Joh 5,18)

Ich lese den daran unmittelbar anschließenden Predigttext aus Kapitel fünf des Johannesevangeliums:

Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur, was er den Vater tun sieht; denn was dieser tut, das tut in gleicher Weise auch der Sohn. Denn der Vater hat den Sohn lieb und zeigt ihm alles, was er tut, und wird ihm noch größere Werke zeigen, sodass ihr euch verwundern werdet. Denn wie der Vater die Toten auferweckt und macht sie lebendig, so macht auch der Sohn lebendig, welche er will.
— Johannes 5,19–21 (Lutherbibel 2017)

Gott, wir danken Dir für Dein Wort. Schenke uns, dass wir es fassen und zu unserem machen. Amen.

Jesus Christus – Mensch und Gott

Die Lutherbibel überschreibt diese Verse mit »Die Vollmacht das Sohnes«. Jesus erklärt den Pharisäern, weshalb er heilen kann. Seine Antwort ist ebenso einfach wie erst einmal irritierend: er kann es nicht, jedenfalls nicht aus sich selbst heraus. »Der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur, was er den Vater tun sieht.« (V. 19)

So weit, so bescheiden. Doch dann legt Jesus nach: »Was (der Vater) tut, das tut in gleicher Weise auch der Sohn.« Die Pharisäer werden vor Zorn aufgeheult haben, als sie dies hörten. Nachdem er zuerst so tief gestapelt hatte, sagt Jesus mit den nächsten Worten das Gegenteil: Was er tut, entspricht dem Handeln Gottes. Und noch eins obendrauf: »Denn wie der Vater die Toten auferweckt und macht sie lebendig, so macht auch der Sohn lebendig, welche er will.«

Von den Schattenseiten

Sein Anspruch könnte nicht größer sein. Ich bin wie Gott, heißt die Aussage und das »wie« kann man in diesem Satz auch gleich weglassen. »Wer mich sieht, der sieht den Vater.« (Joh 14.9)

Ist dieser »Scheck gedeckt«? Heute schauen viele nicht auf Christus, sondern blicken auf sich selbst. Was gilt denn eigentlich noch, worauf kann man sich verlassen?

Der Ruf nach individueller Autonomie um jeden Preis und die Aufhebung aller Grenzen als Norm, auch des Lebensschutzes, ist unüberhörbar. Der Zulauf, den extremistische Positionen finden, spricht Bände für die Suche nach Orientierung. Und dass das bessere Wissen um das, was man damit unterstützt, als Erstes über Bord geht, ist erschreckend. Christlicher Glaube als Orientierungsrahmen scheint vielen überflüssig.

Jesus bringt Leben

Ostern steht für Besseres. In der Trümmerlandschaft scheint ein Licht, zeigt den Weg. Christus lebt und hat das Lebensfeindliche überwunden. Weil wir mit ihm verbunden sind, haben wir Anteil an diesem Neuen, mitten im Alten, mitten in dieser Umbruchszeit.

Unser Ruf heute Morgen lautet: »Der Herr ist auferstanden!« Seine Auferstehung bedeutet mehr als bloß seine eigene: Christus bringt uns neues Leben. Es bleibt nicht dabei, dass er den Tod besiegt hat. In Christus bringt Gott neues Leben für alle, die zu ihm gehören. Machen wir uns an ihm fest!

Die Veränderungen dieser Zeit sind noch nicht vorüber. Wir wissen nicht, was am Ende bestehen, was gelten wird. Christus bleibt. Die Psalmen sprechen von Gott häufig als Fels. Wir brauchen feste Orientierungspunkte, gerade in Umbrüchen und Veränderungen.

Jesu Auferstehung ist dies für uns, das ist die Grundlage unseres Glaubens. Es kostet Kraft, an dieser Gewissheit festzuhalten. Die Vernunft sagt: So etwas geht ja gar nicht. Jesus hat selbst mit Gott gerungen, am Kreuz stellte er die Frage, ob Gott ihn denn verlassen habe. (Mt 27,46) Manchmal heißt zu glauben, eine Entscheidung dafür zu treffen. Und dann gilt es, dranzubleiben, nicht nachzulassen und die Zweifel auf ihren Platz zu verweisen.

Vorhin habe ich einige der gefühlten »Erdbebengebiete« in dieser Zeit aufgezählt. Diese Liste können wir leicht fortsetzen, wenn wir unsere eigenen Schatten aufzählen, die uns das Leben schwer machen – vielleicht den Schlaf rauben? Ich denke an die Situationen, in denen man nur aushalten kann, aber einfach keine Handhabe hat, etwas zu verändern. Es können »kleine Tode« sein, die man in der Konfrontation damit stirbt.

Leuchtturm

Bild von Kanenori auf Pixabay.

Ostern kann für uns wie ein »Leuchtturm« sein, der im Zweifeln die Richtung anzeigt. Jesus bringt nicht erst am Ende der Zeiten neues Leben. Indem er Orientierung gibt, schenkt er uns die Möglichkeit, immer wieder neu zu werden.

Schluss

Liebe Gemeinde, die Nacht ist vorüber, ein neuer Tag beginnt. Füllen wir immer wieder mit Leben, dass Ostern unsere »Schatten« auf ihren Platz verweist, sie »ins rechte Licht« taucht. Denn dann macht sein Licht uns neu, an allen Tagen. Weil er lebt, dürfen wir hoffen. Sogar dann, wenn unser Hoffen enttäuscht wird, kennt er noch Weg.

Jesus Christus spricht: »Ihr seht mich, denn ich lebe, und ihr sollt auch leben.« (Joh 14,19)

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre Eure Herzen und Sinne in Christus Jesus, Amen.

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