Nichts kann so sehr lähmen wie Schuld und Versagen. Mit Gottes Hilfe können wir neu beginnen.

Predigt über Lukas 22,54–62: Schuld und Vergebung

An Laetare. Veröffentlicht 10.03.2024, Stand 10.03.2024, 1155 Wörter.

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit Euch!

Liebe Gemeinde, spreche ich mit anderen über das, was mein Leben reich macht, wenn das Thema darauf kommt? Wie ist das, wenn Leute, die mir begegnen, nur noch von Winterferien, der Bollerwagentour an Vatertag und der Halloween-Party erzählen, damit aber den christlichen Kern dieser Tage unkenntlich machen – bringe ich dann ein, was mir daran wichtig ist?

Zögerlichkeit in Glaubensdingen findet sich durch die Zeit hindurch. Ich lese den Predigttext aus dem Lukasevangelium:

Sie nahmen Jesus fest, führten ihn ab und brachten ihn in das Haus des Obersten Priesters. Petrus folgte ihnen in weitem Abstand. Im Hof war ein Feuer angezündet. Viele saßen darum herum, und Petrus setzte sich mitten unter sie. Eine Dienerin bemerkte ihn im Schein des Feuers, sah ihn genauer an und sagte: »Der da war auch mit ihm zusammen!« Aber Petrus stritt es ab: »Frau, ich kenne ihn überhaupt nicht!« Bald darauf wurde ein Mann auf ihn aufmerksam und sagte: »Du gehörst doch auch zu denen!« Aber Petrus widersprach: »Mensch, ich habe nichts mit ihnen zu tun!« Etwa eine Stunde später bestand ein anderer darauf und sagte: »Kein Zweifel, der war auch mit ihm zusammen, er ist doch auch aus Galiläa.« Aber Petrus stritt es ab: »Mensch, ich weiß überhaupt nicht, wovon du sprichst!« Und sofort, während er noch redete, krähte ein Hahn. Der Herr drehte sich um und sah Petrus an. Da fiel Petrus ein, was er zu ihm gesagt hatte: »Bevor heute der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen und behaupten, dass du mich nicht kennst.« Und er ging hinaus und begann, bitter zu weinen.
— Lukas 22,54–62 (Gute Nachricht Bibel)

Gott, wir danken Dir für Dein Wort. Schenke uns, dass wir es fassen und zu unserem machen. Amen.

Liebe Gemeinde, Petrus hat versagt. An der entscheidenden Stelle hat er nicht zugegeben: »Jawohl, ich gehöre zu Jesus Christus.« Stattdessen hat er sich dreimal weggeduckt. Hätte er doch wenigstens den Mund gehalten, statt zu behaupten, Christus nicht zu kennen. »Ehe heute der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen« (Lk 22,61) hatte Christus ihm angekündigt und genauso kam es.

Versagen

Wenn ich mich an mein Zurückweichen im Leben erinnere, war dies manchmal tatsächlich besser. Aber meist sind mir solche Situationen in schlechter Erinnerung, denn ich hätte gerne anders gehandelt, anderes gesagt, vielleicht im Vorfeld anders agiert, sodass es gar nicht zu solch einer Situation gekommen wäre. Defizit, Versagen, manchmal sogar Schuld sind Wörter, die ich mit manchen dieser Geschehnisse verbinde.

Bei Petrus kommt es ganz arg. Er versagt dreimal in Folge, als ob einmal oder zweimal nicht genügt hätten. Und als er dann erkennt, was er angerichtet hat, ist er wie vor den Kopf geschlagen. Der Evangelist Lukas berichtet: »Petrus ging hinaus und weinte bitterlich.« (Lk 22,62)

Wie ist das mit unserem Versagen? Jedes Einzelne ist etwas, das man lieber vermieden hätte. »Wo gehobelt wird, da fallen Späne« heißt ein Sprichwort. Manchmal geht eben etwas »in die Hose« und dann ärgert man sich. Ein Segen, wenn man es wieder richten kann.

Doch es gibt Situationen, da bleibt unser Versagen stehen, da ist keine Heilung, sondern nur ein »dickes Pflaster«. Und was ist mit Situationen wie bei Petrus, wenn man in Serie denselben Fehler wiederholt? Manchmal ist bitterlich zu Weinen das Einzige, was bleibt, wenn wir so hinter unseren eigenen Ansprüchen zurückbleiben oder dem, was Sitte, Anstand oder unser Glaube gebietet.

In der katholischen Liturgie lautet das allgemeine Schuldbekenntnis:

Ich bekenne Gott, dem Allmächtigen,
und allen Brüdern und Schwestern,
dass ich Gutes unterlassen und Böses getan habe.
Ich habe gesündigt in Gedanken, Worten und Werken
durch meine Schuld,
durch meine Schuld,
durch meine große Schuld. …

Schuld kann drücken und zugrunde richten. Was ist mit den Situationen, in denen es wirklich dabei bleibt, nichts bereinigen zu können? Was ist, wenn Schuld offenbleibt, weil das Gegenüber nicht mehr greifbar ist?

So wie unsere Taten unser Leben prägen, formt unser Versagen die Zukunft, wirkt fort.

Vergebung

Dies ist die eine Hälfte der Erzählung von der Verleugnung des Petrus. Die andere ist diese: Petrus war am Boden zerstört, aber er wurde wieder aufgerichtet. Die Botschaft im Predigttext lautet: In Christus wird unser Versagen aufgefangen, ist nicht bodenlos.

Unsere »Kratzer« und »Narben« gehören zum Leben dazu, machen uns aus. Sie sind stete Mahnung, bestimmte Dinge nicht erneut zu wagen. So können sie uns stärker machen, damit wir dazulernen und künftig bessere Wege finden.

Als Christus Petrus erneut begegnete, hielt er ihm sein Versagen nicht vor. Johannes erzählt, wie der auferstandene Christus später mit seinen Jüngern isst:

Als sie nun das Mahl gehalten hatten, spricht Jesus zu Simon Petrus: »Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieber, als mich diese haben?« Er spricht zu ihm: »Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebhabe.« Spricht Jesus zu ihm: »Weide meine Lämmer!«
— Johannes 21,15 (Luther 1984)

Jesus sagt Petrus dies auch dreimal, bis es bei ihm eingesickert ist. Petrus, der Christus so schmählich verleugnet hat, wird von ihm in den »Pilotensitz« gesetzt. Ihm, der so versagt hat, traut Christus trotzdem zu, der Richtige an der richtigen Stelle zu sein. Dass Gott anders misst, macht wirklichen Neuanfang möglich. Auch für mich.

Weil Gott anders misst, kann ich auch Licht in meine »dunklen Ecken« scheinen. Von seiner Liebe getragen kann ich das Schwierige drehen und wenden, genau hinsehen – und dann kann ich es ihm anbefehlen und wieder frei werden.

Ostern, das am »Horizont« der Passionszeit liegt, taucht unsere »dunklen Flecken« in ein anderes Licht. An Petrus sehen wir: Es waren nicht die Perfekten, die Christus in seine Nachfolge berufen hat, sondern Menschen wie Du und ich, mit Fehlern und Schwächen.

Zu versagen gehört zum Leben dazu. Jesus Christus macht deutlich, wie er dazu steht: Er richtet auf, wo jemand »strauchelt« und eröffnet neue Chancen – neues Leben. Nicht einmal, nicht zweimal, und auch bei Dreimal ist sicher nicht Schluss.

Gesprengte Ketten

Bild von Clker-Free-Vector-Images auf Pixabay.

Liebe Gemeinde, Petrus weinte bitterlich, doch mit Jesu Hilfe konnte er seine Tränen trocknen und neu ins Leben gehen. Wo wir unser Versagen erkennen, es ernst nehmen und nach Kräften versuchen, Schaden zu heilen, können wir das mit Gottes Hilfe auch.

Ich bete:

Gott, auch ich bin wie Petrus. Mein Glaube ist oft klein; die Meinung der anderen mir zu wichtig. Immer wieder strauchele ich, sage ein unbedachtes Wort, weiß alles besser.
Hab’ Dank, dass Du mich neu machst. Die Narben bleiben, doch ich kann lernen und es mit Deiner Hilfe besser machen.
Sei bei allen, die erschrecken, wenn sie einen offenen Blick auf Ihr Versagen richten; ganz besonders bei denen, die keine Möglichkeit haben, alte Schuld zu bereinigen.
Hab’ Dank, dass Du unsere Schuld von uns nimmst, wenn wir Dich darum bitten. So schenke uns immer wieder ein Durchatmen, ein Aufstehen, ein es Bessermachen.
Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre Eure Herzen und Sinne in Christus Jesus, Amen.

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