Im Ersten Petrusbrief hören wir vom Anspruch, den christlicher Glauben an uns stellt: Es geht darum, Gott den Ersten in unserem Leben sein zu lassen. Gut, dass wir auch hören, dass Gott uns entgegenkommt und alles für uns tut.

Predigt über 1. Petrus 1,(13–17.)18–21: Auf Gott Vertrauen. Immer öfter.

An Oculi. Veröffentlicht 03.03.2024, Stand 03.03.2024, 1466 Wörter.

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit Euch!

Liebe Gemeinde, ich lese den Predigttext aus dem Ersten Petrusbrief:

Aufruf zu einem Leben, das Gott gefällt
(Verse 13–17) Darum seid wach und haltet euch bereit! Bleibt nüchtern und setzt eure ganze Hoffnung auf die Gnade, die Gott euch schenken wird, wenn Jesus Christus in seiner Herrlichkeit erscheint. Lebt als gehorsame Kinder Gottes und nicht mehr nach euren selbstsüchtigen Wünschen wie damals, als ihr die Wahrheit noch nicht kanntet. Euer ganzes Tun soll ausgerichtet sein an dem heiligen Gott, der euch berufen hat. In den Heiligen Schriften heißt es ja: »Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig.« Ihr ruft Gott im Gebet als »Vater« an – ihn, der jeden Menschen als unbestechlicher Richter für seine Taten zur Rechenschaft ziehen wird. Führt darum, solange ihr noch hier in der Fremde seid, ein Leben, mit dem ihr vor ihm bestehen könnt!)
Goldbarren

Bild von Steve Bidmead auf Pixabay.

(Verse 18–21) Ihr wisst, um welchen Preis ihr freigekauft worden seid, damit ihr nun nicht mehr ein so sinn- und nutzloses Leben führen müsst, wie ihr es von euren Vorfahren übernommen habt. Nicht mit Silber und Gold seid ihr freigekauft worden – sie verlieren ihren Wert –, sondern mit dem kostbaren Blut eines reinen und fehlerlosen Opferlammes, dem Blut von Christus.
Ihn hatte Gott schon zu diesem Opfer bestimmt, bevor er die Welt schuf. Jetzt aber, am Ende der Zeit, hat er ihn euretwegen in die Welt gesandt. Durch ihn habt ihr zum Glauben gefunden an Gott, der ihn von den Toten auferweckt und ihm göttliche Herrlichkeit gegeben hat. Darum setzt ihr nun euer Vertrauen und eure Hoffnung auf Gott.
— 1. Petrus 1,(13–17.)18–21 (Gute Nachricht Bibel 1997)

Gott, wir danken Dir für Dein Wort. Schenke uns, dass wir es fassen und zu unserem machen. Amen.

Hinführung

Liebe Gemeinde, der heutige Sonntag Oculi thematisiert, wie wir mit Jesus Christus leben sollen. Das lateinische Wort Oculi heißt auf Deutsch Augen, es kommt im 25. Psalm so vor: »Meine Augen sehen stets auf den Herrn, denn der Herr wird meine Füße aus dem Netz ziehen«1. Heute geht es um die ungetrübte Nachfolge. Wir sollen unsere Augen auf Gott richten wie auf einen Fixstern. Dies erinnert mich an das Erste Gebot:

Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.
— 2. Mose/Exodus 20,1f (Lutherbibel 2017)

Exklusivität der Nachfolge

Nachfolge Jesu Christi, also an Jesus Christus zu glauben und zu versuchen, das eigene Leben in seinem Geist zu führen, hat etwas Exklusives. Wenn ich an Christus glaube, ist er der Leitstern auf meiner Lebensreise und nichts anderes. Christlicher Glaube besitzt für Christen an allen Tagen Gültigkeit und kann nicht dem Wetter, den jeweiligen Vorlieben oder Lebensumständen angepasst werden.

Hoppla, das klingt nicht, als wäre es mit unserem Zeitgeist kompatibel, der besagt: Was ich jetzt gerade will, muss gelten. Christlicher Glaube ist verbindlich, das Lustprinzip gilt nicht. Im Predigttext wird dies deutlich, wenn da steht: »Lebt als gehorsame Kinder Gottes und nicht mehr nach euren selbstsüchtigen Wünschen wie damals, als ihr die Wahrheit noch nicht kanntet. Euer ganzes Tun soll ausgerichtet sein an dem heiligen Gott, der euch berufen hat.« (V. 14f)

Ich weiß nicht, wie es Ihnen damit geht, den Anspruch unseres Glaubens so profiliert zu hören. Sogar das Wort »Müssen« kam mehrfach vor, das soll in Predigten eigentlich nicht stehen.

Wie verbindlich ist mein Glaube? Was gilt darin, was nicht? Lasse ich meinen Glauben auch dann Leitstern sein, wenn mir das Ergebnis gerade unbequem ist?

Das klingt beinahe wie die Faust’sche Gretchenfrage »Nun sag, wie hast du’s mit der Religion?«2 Wir sind es gewohnt, zuerst den Zuspruch christlichen Glaubens zu hören: Dass Gott da ist, trägt und bewahrt, einen in Krisenzeiten nicht fallen lässt.

In unserer Zeit ist es modern, Anspruch an uns in allen Lebensbereiche hinten anzustellen: Der Verein passt mir nicht mehr? Ich kündige. Die Freunde werden allmählich etwas schrullig? Adieu.

Haben wir nicht in vielen Bereichen unser Leben wie einen Internet-Shop eingerichtet? Ein wenig surfen und bei Gefallen ab in den Warenkorb. Und wenn es nicht passt? Schnell Weiterklicken!

Der heutige Predigttext aus dem Ersten Petrusbrief konfrontiert uns mit dem Anspruch unseres Glaubens. In der Barmer Theologischen Erklärung aus dem Jahr 1934 heißt es: »Wie Jesus Christus Gottes Zuspruch der Vergebung aller unserer Sünden ist, so und mit gleichem Ernst ist er auch Gottes kräftiger Anspruch auf unser ganzes Leben.«3

Manchmal ist es notwendig, das so unbeliebte Wort »Müssen« zu nennen. Ein »Sonntagsglaube«, der nur in den schönen Stunden des Lebens Geltung hat, ansonsten aber getrost weggeschlossen wird, ist kein Glaube und hat auch keine Kraft, im Leben etwas zu bewirken.

Dieser Sonntag, Oculi, erinnert uns daran, dass wir auf Gott blicken sollen – immer. Das ist der Anspruch unseres Gottes. Er will der Erste in unserem Leben sein und wenn wir ihn unseren Leitstern sein lassen, finden wir guten Kurs und driften auch in den Stürmen nicht allzu weit ab.

Das Ziel des Predigttexts

Das Ziel unseres Glaubens zeichnet der Erste Petrusbrief in kräftigen Bildern:

Ihr wisst, um welchen Preis ihr freigekauft worden seid, damit ihr nun nicht mehr ein so sinn- und nutzloses Leben führen müsst, wie ihr es von euren Vorfahren übernommen habt. Nicht mit Silber und Gold seid ihr freigekauft worden – sie verlieren ihren Wert –, sondern mit dem kostbaren Blut eines reinen und fehlerlosen Opferlammes, dem Blut von Christus. Ihn hatte Gott schon zu diesem Opfer bestimmt, bevor er die Welt schuf.
— 1. Petr 1,18–20a

Okuli ist der dritte Sonntag der Passionszeit – eine Art »Bergfest«, denn ohne die Heilige Woche ist heute der Mittelpunkt dieser Passionszeit. Darin geht es darum, sich in Erinnerung zu rufen, weshalb Jesus Christus sich sehenden Auges auf den Weg nach Jerusalem ans Kreuz gemacht hat. Im Predigttext erfahren wir den Zweck:

Jetzt aber, am Ende der Zeit, hat er ihn euretwegen in die Welt gesandt. Durch ihn habt ihr zum Glauben gefunden an Gott, der ihn von den Toten auferweckt und ihm göttliche Herrlichkeit gegeben hat. Darum setzt ihr nun euer Vertrauen und eure Hoffnung auf Gott.
— 1. Petr 1,20b–21

Was wir aus dem Predigttext mitnehmen können

Das Thema des heutigen Sonntags ist die konsequente Nachfolge. Jedoch hören wir nach dem Anspruch den Zuspruch: Dass Gott uns in Jesus Christus die Grundlage unseres Glaubens entgegen gesandt hat. Deshalb können wir unser Vertrauen und unsere Hoffnung auf Gott setzen.

Dies ist die andere Seite des Anspruchs: Dass Gott sein »Ja« zu uns in Christus bekräftigt hat. Das gilt immerzu und ganz besonders in den »Todesschattenschluchten«4 unseres Lebens.


Liebe Gemeinde, vielleicht ist es unbefriedigend, mit Anspruch konfrontiert zu werden. Für uns heutige Individualisten ist es ausgesprochen irritierend. Den Zuspruch, die Ermutigung zum Glauben können wir leichter hören. Lassen Sie uns heute beides mitnehmen, was wir im Ersten Petrusbrief gehört haben: Dass Gott uns ganz will, dass er aber auch alles für uns gibt. In solchem Glauben können wir mit Gott leben und anderen Stimmen, Mächten und Gewalten eine Absage erteilen: Das sind alles die Dinge, die uns den Blick auf Gott verstellen, ihn in den Hintergrund drängen. Wie heißt es im Wochenspruch:

Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.
— Wochenspruch an Oculi aus Lukas 9,62

Brechen wir auf, denn Gott kommt uns auf unseren Wegen entgegen. Er hält gute Zukunft für uns bereit. So lohnt es sich, dass wir unser Vertrauen in ihn setzen – immer öfter, immer mehr.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre Eure Herzen und Sinne in Christus Jesus, Amen.

NB: Ein populäres Lied hat mit dem Gold Anklänge an den Predigttext, »Stadt« von Cassandra Steen und Adel Tawil. Darin heißt es, nicht auf die »allgegenwärtige Reklame«, »Brot und Spiele« zu schauen. Im Hebräerbrief geht es auch um »die künftige Stadt«, die Gott für uns bereithält, die wir suchen5:


  1. Oculi mei semper ad Dominum, quoniam ipse evellet de laqueo pedes meos, Ps 25,15 (Vulgata: Ps 24,15), zitiert aus der Vulgata, https://www.bibelwissenschaft.de/bibel/VUL/PSA.24.15, abgerufen am 23.02.2024. ↩︎

  2. Johann Wolfgang von Goethe: Faust, Der Tragödie erster Teil, siehe auch Vers 3415–3417 bei Faustedition.net, gesichtet am 23.02.2024. ↩︎

  3. Vgl. den Thesensatz aus These 2 der Barmer Theologischen Erklärung: »Wie Jesus Christus Gottes Zuspruch der Vergebung aller unserer Sünden ist, so und mit gleichem Ernst ist er auch Gottes kräftiger Anspruch auf unser ganzes Leben; durch ihn widerfährt uns frohe Befreiung aus den gottlosen Bindungen dieser Welt zu freiem, dankbarem Dienst an seinen Geschöpfen.«, zitiert nach https://www.ekd.de/Barmer-Theologische-Erklarung-Thesen-11296.htm, abgerufen am 23.02.2024, Kursivierung durch Verf. ↩︎

  4. Inspiriert von Martin Bubers Übersetzung in Psalm 23, vgl. https://www.obohu.cz/bible/index.php?styl=BRU&k=Z&kap=23&v=4#v4, gesichtet am 23.02.2024. ↩︎

  5. Vgl. »Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.« (Hebr 13,14). ↩︎

Seite teilen: WhatsApp · Telegram · Threema · Threads · Facebook · E-Mail