Sähen, gärtnern, ernten – unser Leben ist eine Kette von Anfängen, Aufbau und Ergebnisse einfahren. Christus erzählt, was dies mit dem Reich Gottes zu tun hat.

Predigt über Markus 4,26–29: Saat und Ernte

An Septuagesimae. Veröffentlicht 02.02.2024, Stand 13.02.2024, 1303 Wörter.

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit Euch!

Liebe Gemeinde, vor einiger Zeit bekam ich ein Chili-Anzuchtset geschenkt. In einem Karton war alles vorhanden, was man zum Züchten benötigte: kleine Blumentöpfe, Erde, eine kleine Wanne aus Kunststoff mit klarem Deckel als »Gewächshaus« und, natürlich, neben der Anleitung Tütchen mit unterschiedlichen Sorten Chilisamen, von mild bis feurig.

Ich las also die Anleitung, setzte alles zusammen und begann, zu gärtnern. Und dann hieß es erst einmal, Geduld zu haben. Die Aufzuchtkiste sollte warm stehen und viel Licht bekommen, am Fenster war der richtige Ort.

In den folgenden Tagen schaute ich täglich nach, goss gelegentlich ein wenig und freute mich auf die bevorstehende Ernte.

Doch die blieb aus.

Ein Pflänzlein ging auf, bei dem anderen konnte man stets den Blumentopf bewundern, denn es war geschah nichts. Zuletzt hörte das eine Pflänzlein, das hervorspross, auch auf, zu wachsen.

Was soll ich sagen: der Kompost war am Ende um eine Chilizucht reicher.

Vom Aufwachsen der Saat – Markus 4,26–29

Im Predigttext geht es auch um Aussaat, Aufwachsen und Ernten. Ich lese aus dem Markus-Evangelium, Kapitel vier:

Weizenfeld

Bild von sulox32 auf Pixabay.

»Mit dem Reich Gottes«, so erklärte Jesus weiter, »ist es wie mit einem [Menschen], der die Saat auf seinem Acker ausgestreut hat. Er legt sich schlafen, er steht wieder auf, ein Tag folgt dem anderen; und die Saat geht auf und wächst – wie, das weiß er selbst nicht. Ganz von selbst bringt die Erde Frucht hervor (αὐτομάτη ἡ γῆ καρποφορεῖ): zuerst die Halme, dann die Ähren und schließlich das ausgereifte Korn in den Ähren. Sobald die Frucht reif ist, lässt er das Getreide schneiden; die Zeit der Ernte ist da.«
–Markus 4,26-29 (NGÜ, mit Konjekturen)

Gott, wir danken Dir für Dein Wort. Schenke uns, dass wir es fassen und zu unserem machen. Amen.

Liebe Gemeinde, jetzt ist es Anfang Februar – die Natur ruht, vorletzte Woche lag noch richtig Schnee. Der Predigttext schaut auf den Frühling, es geht um Wachstum. Im Garten und in der Natur ist die winterliche Ruhephase notwendig, doch im Frühjahr erwacht die Natur wieder.

Vom »Unkraut« im Leben

Nur die Natur? Auch wir kennen Frühlingsgefühle und eine Zeit des Wachsens und Aufblühens, mit allem, was dazugehört. Wo sähen wir; wo ernten wir; wie gehen wir mit den Pausen um und wie mit dem »Unkraut« im Leben?

»Unkraut« im übertragenen Sinn kennen wir reichlich: Stress, Streit und Sorgen sind Beispiele. Stress zehrt an den Kräften, die Anspannung strengt an und meist sieht man von den Herausforderungen mehr als Wege, sie zu überwinden.

Manchmal wachsen Herausforderungen wie Unkraut, dessen man nicht Herr wird. Kaum ist eine Baustelle bearbeitet, ein Feuer gelöscht, geht es an anderer Stelle weiter. Und manchmal brennt es sogar an mehreren Stellen zugleich.

Was zehrt, ist die Ungewissheit, ob man es schafft, alles zu bewältigen – da sind sie, die Sorgen, die meistens nur für schlechten Schlaf und trübe Laune sorgen, verzagen lassen.

Streit ist in dieser Reihe sicherlich das hartnäckigste »Unkraut«. Streit isoliert, richtet manchmal sogar Mauern zwischen Menschen auf. Wo Streit herrscht, geht erst einmal nichts mehr und erst, wenn man es schafft, ihn zu überwinden, kann Neues werden – manchmal auch Besseres.

Unkraut im Leben: Diese Metapher steht für alles, was wir nicht haben wollen, was sich unserer Kontrolle entzieht und Kraft kostet.

Jesus und die Naturbilder

Jesus spricht in solchen Bildern von der Natur, wenn er seinen Hörerinnen und Hörern das Reich Gottes nahebringen möchte.

In einfachen Worten und Bildern versucht er, Gottes wenig greifbare Reich fassbar zu machen. Die Menschen, zu denen er damals sprach, verstanden diese Bilder, sie lebten viel intensiver mit der Natur als wir. Wo bei uns die Milch aus der Tüte und das Brot vom Bäcker kommt, wusste seine Hörerschaft aus eigenem Tun, wie Lebensmittel gemacht werden. Sie taten dies jeden Tag.

Wenn Jesus in solchen Bildern spricht, die alle füllen konnten, zeigt er daran das Neue und Andere des Reiches Gottes. Dieses Reich Gottes ist das, was wie auf einem Acker gesät wird – und es wächst, wenn das Unkraut nicht Überhand nimmt.

Säen

Liebe Gemeinde, im Reich Gottes zu sein, ist für uns Christen ein Zielpunkt. Es ist der verheißene Ort, an dem das »Unkraut« keine Relevanz mehr hat, sondern gelingendes Leben stattfindet.

Wie es genau sein wird, werden wir dann sehen. Und sicher sind wir uns einig: So bald wollen wir, auch dem Unschönen unseres Lebens zum Trotz, dennoch nicht dorthin; der eigene Sumpf bietet ja auch landschaftlich Schönes.

Christus lenkt unseren Blick in den Naturbildern auf den Aspekt der Aussaat. Bevor etwas auf einem Feld oder in einem Blumentopf passieren kann, muss gesät werden. Wir alle tun das, haben dies in ganz unterschiedlichen Kontexten getan. Einige Beispiele für unser »Säen«:

  • Schule und Ausbildung sind Zeit der Saat, in der Neues entstehen kann, wenn wir uns einbringen
  • Wo wir uns in etwas investieren, einer Sache den Boden bereiten, entsteht etwas
  • In Partnerschaft und Erziehung wird eine Saat ausgebracht, wenn wir kleinen Menschen helfen, große zu werden.
  • An der Arbeit führt unser Handeln zu Ergebnissen

Vom Aufgehen der Saat

Dennoch steht das Aufgehen der Saat nicht in unseren Händen: Die Ausbildung kann die Falsche sein. Einsatz und Engagement kann vertane Zeit sein. Partnerschaften können scheitern und aus Kindern nichts werden. Die Arbeit kann vergeblich sein, zu nichts führen.

Wie das Ergebnis wird, unterliegt außerhalb des Labors anderen Faktoren. Ein bekanntes Bibelwort lautet: »Den Seinen gibts der Herr im Schlaf.« (Ps 127,2)

Es ist wie beim Chilizüchten: Das Ergebnis kann gelungen oder vergeblich sein und beim Erfolg gibt es Abstufungen.

Jesus weist im Gleichnis darauf hin, wenn er das Aufgehen der Saat in Abschnitte unterteilt, von Halm, Ähre und zuletzt voller Saat spricht. Es braucht Zeit, bis eine Ernte eingefahren werden kann, in allen unseren Lebensbereichen.

Abkürzungen

Wer keine Geduld hat, pfuscht oder sucht eine Abkürzung. Glyphosat auf dem Acker wird das Unkraut schon killen – »das alles, und noch viel mehr …« Wir alle kennen Mittel und Wege, Ergebnisse zu erzwingen. Doch der Preis ist gewöhnlich hoch und die Nachteile überwiegen.

Manche Dinge müssen wir wachsen und reifen lassen wie Käse. Wenn etwas gut werden soll, heißt es, sich in Geduld zu üben: Das Mögliche tun und sich anstrengen, doch das Entscheidende der Gnade Gottes anbefehlen.

Erntezeiten

Wo uns dies gelingt, kommt die »Ernte«: Schul- oder Studienabschluss, Heirat und vielleicht erkennen wir bei einer Geburt, dass Liebe handfest, greifbar werden kann. Das sind Erntezeiten, wenn die Mühen belohnt werden.


Jesus erzählt das Beispiel von der Saat, um uns zu zeigen, was »Reich Gottes« bedeutet. Es ist eine unscheinbare Größe, doch wo wir die »Gärtner« sind, kann es schon bei uns sichtbar werden – oder vom Unkraut überwuchert werden. Das ist, wenn Kirche nicht tut, was ihre Aufgabe ist. Wenn Menschen in Kirche das Gegenteil davon tun, was christlicher Glaube aufgibt. Wenn Menschen sich von Kirche abwenden, um ihre Erlösung selbst in die Hand zu nehmen oder was weiß ich.

Himmel

Liebe Gemeinde, auch wenn unsere Versuche zu sähen auf dem Kompost enden können: Es lohnt sich, aufzustehen und es zu versuchen. Alles liegt an Gottes Segen, doch die Verheißung ist, dass es eine Ernte gibt.

Jesus war sich gewiss, dass dies stimmt, als er das Gleichnis erzählte. Heute, zweitausend Jahre weiter, beschäftigen wir uns immer noch mit seinen Worten. Wir lassen uns von ihm berühren und können durch die Geschichte – auch unsere – erkennen, wie Gottes noch nicht realisiertes Reich sich immer wieder die Bahn bricht und zum Leben führt.

Jäten wir also Unkraut in unserem Leben, gießen das nötige Wasser, freuen uns mit Gottes Hilfe auf die Ernte – gelingendes Leben!

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre Eure Herzen und Sinne in Christus Jesus, Amen.

Lied: eg 508 Wir pflügen und wir streuen

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