Wir wird die Zukunft werden? Wir leben nicht mehr in den Achtzigern, es sieht weniger rosig aus. Heiligabend kann uns zeigen, dass wir reich beschenkt sind, weil Gott in Christus zu uns gekommen ist und immer noch bei uns ist. Mit ihm können wir ungewisse Zukunft gestalten, eine Zeitenwende erleben.

Predigt über Galater 4,4–7: Zeitenwende

Christvesper an Heiligabend, 24. Dezember 2023. Veröffentlicht 24.12.2023, Stand 13.02.2024, 1159 Wörter.

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit Euch!

Endlich Heiligabend!

Liebe Gemeinde, endlich ist der Heilige Abend da! Spüren Sie noch die Sehnsucht aus der Kindheit, wenn Sie an diesen Tag denken?

Damals, in meiner Kindheit, konnte ich es kaum erwarten, bis endlich die Zeit der Bescherung kam. Der Weihnachtsbaum war an, leuchtete prächtig. Und bevor es losging, wurden Weihnachtslieder gesungen. Wenn die fertig waren, ging es endlich daran, die Geschenke auszupacken.

Haben Sie ähnliche freudige Erinnerungen an den Heiligen Abend? Auch wenn einige unter uns vielleicht auch schwierige haben, wird Weihnachten sicherlich trotzdem besondere Erinnerungen wecken und der Heilige Abend »leuchten«.

Heiligabend bedeutet auch, dass eine Pause vor uns liegt; Zeit, wieder zur Besinnung zu kommen nach dem Trubel der letzten Tage. Heiligabend und der Moment der Bescherung sind wie eine Tür in eine andere Zeit, vom Alltag ins Besondere.

Paulus erklärt die Bedeutung von Weihnachten

Im Predigttext für diese Christvesper erklärt der Apostel Paulus, was Weihnachten bedeutet. Ich lese Verse aus Kapitel vier des Galaterbriefs. Paulus schreibt an die Galater:

Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und unter das Gesetz getan, auf dass er die, die unter dem Gesetz waren, loskaufte, damit wir die Kindschaft empfingen. Weil ihr nun Kinder seid, hat Gott den Geist seines Sohnes gesandt in unsre Herzen, der da ruft: Abba, lieber Vater! So bist du nun nicht mehr Knecht, sondern Kind; wenn aber Kind, dann auch Erbe durch Gott.
Gal 4,4–7 (Lutherbibel 2017)

Gott, wir danken Dir für Dein Wort. Schenke uns, dass wir es fassen und zu unserem machen. Amen.

Liebe Gemeinde, in gut einundsechzig Wörtern1 erläutert Paulus, was Weihnachten bedeutet. Die Botschaft ist einfach: Wer zu diesem Christkind gehört, gehört zu Gott.

Die Bilder in Paulus’ Sprache sind stark. »Als die Zeit erfüllt war«, hebt er an: Weihnachten ist eine Zeitenwende. Dieser Begriff wird häufig verwendet, wenn es um große, die Zukunft beeinflussende Ereignisse geht. Bei Paulus geht es hier um eine tatsächlich positive Zeitenwende. Dieses Christkind ist bahnbrechend, es hat uns den Weg zu Gott frei gemacht.

Sorgen angesichts ungewisser Zukunft

Seit zwei Jahrtausenden haben Menschen in dieser Botschaft eine Hoffnungsquelle für ihr Leben gefunden. Dass Gott zu uns Menschen kam, ermöglicht einen anderen Blick auf diese Welt und unser Leben.

Dass die alten Sicherheiten dahin sind, sehen wir alle. Krieg in gleich zwei Ländern am Rande Europas, die wirtschaftlichen Folgen, auch nach der Pandemie – alles ist anders geworden und damit kommt die Frage nach der Zukunft auf.

Eine Mutter erzählte mir, dass ihr Kind auf der weiterführenden Schule, in der Mittelstufe, festgestellt hat, wie herausfordernd die Ungewissheit in unserer Zeit ist. Und sie merkte an, wie traurig es ist, wenn junge Teenager ein solches Lebensgefühl entwickeln. Wie können wir in einer Welt leben, in der aktuell die Herausforderungen zu überwiegen scheinen, Zukunft so ungewiss ist?

Vergangene Woche bin ich auf einen Bericht über den Science-Fiction-Autor Arthur C. Clarke gestoßen – Sie wissen schon, das ist der mit 2001: Odyssee im Weltraum. In einer Fernsehsendung der BBC hat er 1964 Ideen geäußert, wie das Leben in der Zukunft aussehen könnte.

Was Clarke vor gut sechzig Jahren über die Zukunft spekulierte, finde ich faszinierend. Er äußerte sich bis in einen Zeitraum, der für uns teilweise schon jüngere Vergangenheit ist. Seine damaligen Vorstellungen zu Technik und gesellschaftlichen Folgen sind tatsächlich recht exakt so eingetreten, wie er sich das vorgestellt hat.

Beinahe noch bemerkenswerter finde ich, dass Clarke seinen zutreffenden Ausblick mit einer Gewissheit einleitet: »Das Einzige, worüber wir uns bezüglich der Zukunft gewiss sein können, ist, dass sie absolut fantastisch sein wird.«2

Weihnachten als »Zeitenwende« von Unsicherheit in Gewissheit

Wie schön wäre es, wenn dieser Heilige Abend 2023 für uns Anlass wäre, eine ähnlich positive Sicht auf das Kommende zu entwickeln. Dieses Christkind, in dem Gott damals in die Welt kam, schafft uns bleibende Verbindung mit Gott – auch im noch Kommenden. Paulus beschreibt dies etwas umständlich: »So bist du nun nicht mehr Knecht, sondern Kind; wenn aber Kind, dann auch Erbe durch Gott.«

Als Christen sind wir schon jetzt ein wenig »himmlisch«, eben weil wir zu Gott gehören und er an unserer Seite bleibt. Das ist ein »Pfund, mit dem wir wuchern können« in der Zukunft – egal, wie diese sein wird. Gott, der in Bethlehem Mensch geworden ist, ist immer noch da. Im Christkind wurde er ganz greifbar. Im Heiligen Geist geht er auch heute mit uns mit.

Weihnachten kann uns an das erinnern, was bleiben wird, was schon seit zweitausend Jahren Gewissheit schafft: Auf Gott zu vertrauen lohnt sich. In den Unwägbarkeiten der kommenden Zeit kann das Gottvertrauen, das Menschen seit diesem allerersten Weihnachten getragen hat, auch uns tragen.

Wie schön wäre es, wenn dies hinter unserem vierundzwanzigsten Türchen steckt: Dass wir im Vertrauen auf Gottes Nähe weiter wachsen und uns an ihm festmachen, wenn wir erschüttert werden; jeden Tag aus seiner Hand nehmen.

Heiligabend: das Christkind in der Krippe hat eine echte Zeitenwende ausgelöst. Durch die Jahrhunderte konnten Menschen anders leben, Halt und Orientierung erfahren. Der »Loskauf«, den Paulus im Predigttext anspricht – für uns heute kann dies der Loskauf von allem sein, was uns drückt und das Leben schwer macht.

Bild von Michael Edwards auf Pixabay

Bild von Michael Edwards auf Pixabay.

Schluss

Liebe Gemeinde, nachher ist Bescherung. Die Geschenke erinnern uns daran, dass wir das größte Geschenk schon bekommen haben: Die Zeitenwende, die Gott mit seinem Kommen in unsere Welt ausgelöst hat, ist beständig, sie wirkt fort.

Im Vertrauen auf Gottes bleibende Nähe sind wir nicht allein, wenn wir in die Zukunft blicken. Diese Gewissheit kann uns unser Glaube auch angesichts ungewisser Zukunft schenken.

Wenn wir dies leben, können wir vielleicht auch wieder etwas von der alten Weihnachtsfreude aus der Kindheit wiederfinden und die Strahlkraft von Weihnachten leuchten sehen. Und dann gilt für alles, was da kommt:

Weil Gott in tiefster Nacht erschienen,
kann unsre Nacht nicht traurig sein!
Aus dem gleichnamigen Lied, eg 56,1

Gestalten wir diese Gewissheit; fangen wir an, ihr Boden zu bereiten, damit die Zukunft fantastisch und freudvoll werden kann. Und das kann werden. Wie schreibt Paulus: »Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn … damit wir die Kindschaft empfingen.«

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre Eure Herzen und Sinne in Christus Jesus, Amen.


  1. Die Lutherbibel 2017 hat in der deutschen Übersetzung elf Wörter mehr, dies ist die Wortzahl des Grundtexts: ὅτε δὲ ἦλθεν τὸ πλήρωμα τοῦ χρόνου, ἐξαπέστειλεν ὁ θεὸς τὸν υἱὸν αὐτοῦ, γενόμενον ἐκ γυναικός, γενόμενον ὑπὸ νόμον, ἵνα τοὺς ὑπὸ νόμον ἐξαγοράσῃ, ἵνα τὴν υἱοθεσίαν ἀπολάβωμεν. Ὅτι δέ ἐστε υἱοί, ἐξαπέστειλεν ὁ θεὸς τὸ πνεῦμα τοῦ υἱοῦ αὐτοῦ εἰς τὰς καρδίας ἡμῶν κρᾶζον· αββα ὁ πατήρ. ὥστε οὐκέτι oεἶ δοῦλος ἀλλʼ υἱός· εἰ δὲ υἱός, καὶ κληρονόμος διὰ θεοῦ. NTG.28. ↩︎

  2. Übers. d. Verf., w.: »The only thing we can be sure of about the future is that it will be absolutely fantastic.«, ab 48 Sek. Laufzeit, https://www.youtube.com/watch?v=YwELr8ir9qM#t=00m48s↩︎

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