Ewigkeit zu denken ist in einer schnelllebigen Zeit herausfordernd, doch so kann man auf eine ganze Lebenszeit schauen und nach dem Ziel fragen.

Predigt über 2. Petrus 3,8–13: Hoffnung leben

Am Ewigkeitssonntag. Veröffentlicht 25.11.2023, Stand 13.02.2024, 1113 Wörter.

HERR, lehre doch mich, /
dass es ein Ende mit mir haben muss
und mein Leben ein Ziel hat und ich davon muss.
Siehe, meine Tage sind eine Handbreit bei dir,
und mein Leben ist wie nichts vor dir.
Ach, wie gar nichts sind alle Menschen,
die doch so sicher leben! Sela.
Sie gehen daher wie ein Schatten /
und machen sich viel vergebliche Unruhe;
sie sammeln und wissen nicht, wer es kriegen wird.

Nun, Herr, wes soll ich mich trösten?
Ich hoffe auf dich.
Errette mich von aller meiner Sünde
und lass mich nicht den Narren zum Spott werden.
— Psalm 39,5–9 (Lutherbibel 2017)

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit Euch allen!

Hinführung

Liebe Gemeinde, im heutigen Predigttext geht es um die Situation der noch jungen Christenheit, deren Pubertät aber allmählich vorübergeht, die im Erwachsensein ankommt und erste gefestigte Strukturen gefunden hat. Und wie es das junge Erwachsenensein mit sich bringt, sind da noch eine Menge Fragen und Herausforderungen, die sich ergeben, auch wenn man nun auf eigenen Füßen steht.

Die Christen damals hatten bereits die vier Evangelien vorliegen und die biblischen Schriften waren mehrheitlich bekannt. Im Predigttext aus dem Ersten Petrusbrief geht es um eine Frage, die auch uns betrifft: Wann kommt Gott wieder? Wann richtet er sein Reich auf, wann endet diese Welt, in der der »Mensch des Menschen Feind ist«1?

Der Erste Petrusbrief richtet sich gegen Leute, die die Wiederkunft Jesu Christi am Ende der Zeiten bestreiten. Die Argumentation ist, wie es bei Streitigkeiten leider häufig ist, schwarz-weiß: es gibt die Guten und die Bösen; die Grautöne fehlen.

Hören wir den Predigttext aus dem Zweiten Petrusbrief:

Gottes Geduld ist unsere Rettung
Eines freilich dürft ihr nicht vergessen, liebe Freunde: Für den Herrn ist ein Tag wie tausend Jahre, und tausend Jahre sind für ihn wie ein Tag. Es ist also keineswegs so, dass der Herr die Erfüllung seiner Zusage hinauszögert, wie einige denken. Was sie für ein Hinauszögern halten, ist in Wirklichkeit ein Ausdruck seiner Geduld mit euch. Denn er möchte nicht, dass irgendjemand verloren geht; er möchte vielmehr, dass alle zu ihm umkehren. Trotzdem: Der Tag des Herrn wird kommen, und er kommt so unerwartet wie ein Dieb. An jenem Tag wird der Himmel mit gewaltigem Krachen vergehen, die Gestirne werden im Feuer verglühen, und über die Erde und alles, was auf ihr getan wurde, wird das Urteil gesprochen werden.
Ein neuer Himmel und eine neue Erde
Wenn das alles auf diese Weise vergeht, wie wichtig ist es da, dass ihr ein durch und durch geheiligtes Leben führt, ein Leben in der Ehrfurcht vor Gott! Wartet auf den großen Tag Gottes; verhaltet euch so, dass er bald anbrechen kann! Sein Kommen bedeutet zwar, dass der Himmel in Brand geraten und vergehen wird und dass die Gestirne im Feuer zerschmelzen. Doch wir warten auf den neuen Himmel und die neue Erde, die Gott versprochen hat – die neue Welt, in der Gerechtigkeit regiert.
— 2. Petrus 3,8–13 (Neue Genfer Übersetzung)

Gott, wir danken Dir für Dein Wort. Sende Deinen Heiligen Geist, dass wir es fassen und zum unsrigen machen. Amen.

Die Bilderwelt des Predigttexts

Liebe Gemeinde, die Bilderwelt des Predigttexts ist eindrücklich: Krachen, verglühen, in Brand geraten, zerschmelzen – es ist eine »feurige Vorstellungswelt«, die da geäußert wird. Die Botschaft lautet: Am Ende der Zeiten wird Gott alles neu machen, Altes beseitigen und Neues hervorbringen.

Die Vorstellung ist, dass dies zu einem bestimmten Zeitpunkt geschehen wird, so ähnlich wie man bei einer Renovierung auch einen Starttermin festsetzt, die alten Tapeten abreißt und allmählich alles erneuert. Doch Gott hat Geduld (μακροθυμία, V. 9), deshalb dauert es noch.

Ewigkeit in einer schnelllebigen Zeit fassen

Was ist unsere Hoffnung, gerade heute, am Ewigkeitssonntag? In unserer Zeit wissen viele gar nicht, was sie glauben sollen. Was gilt eigentlich noch? Unsere Welt ist mittlerweile sehr schnelllebig geworden.

Der Predigttext ist wie ein in die Bremsen steigen, wenn er sagt, dass wir auf Gott noch warten müssen. Warten, in Geduld harren, … niemand will dies heutzutage, alles muss sofort sein oder doch wenigstens schnell geliefert werden. In unserer Mediengesellschaft fällt das Warten schwer.

Wie kann man diese Spannung aushalten, dass wir auf Gottes Reich warten müssen? Der Name des heutigen Sonntags enthält sogar das Wort Ewigkeit …

Sonne über dem Meer

Bild von geralt auf Pixabay.

Ob ein Perspektivwechsel helfen kann? Wenn wir immer nur nach vorn blicken, verlieren wir den Blick für unser hier und jetzt. Vielleicht ist das Warten deshalb so anstrengend, weil man dabei nicht vorwärtskommt, nichts bewegt. Man ist in einer beinahe radikalen Art und Weise auf sich selbst zurückgeworfen.

Mir fällt das schwer, aber ich will versuchen, dem einmal etwas Positives abzugewinnen. Wenn ich es aushalte, kann ich auch zu mir selbst finden. Wie in einer Meditationszeit kann ich auf mich, mein Leben blicken. Der Ausblick wird dann auch durch den Rückblick neu gelenkt.

Auf ein Ziel hinleben

Der Ewigkeitssontag mit seiner zeitlich ausgesprochen weiten Perspektive wirft die Frage nach dem Ziel auf:

  • Was gibt meinem Leben ein Ziel?
  • Worauf hoffe ich?
  • Welche Hoffnung trägt?

Vielleicht hören wir im 39. Psalm einen Hinweis, wie man darauf antworten könnte:

HERR, lehre doch mich, /
dass es ein Ende mit mir haben muss
und mein Leben ein Ziel hat und ich davon muss.
— Psalm 39,5

Das erinnert mich an das memento mori – »bedenke, dass Du sterben musst«. Im alten Rom bekam dies ein siegreicher Feldherr im Triumphzug gesagt, damit er nicht größenwahnsinnig wurde.

Wenn wir den Fokus unseres Blicks auf Ewigkeit einstellen, passt ein ganzes Leben hinein: Geburt, Aufwachsen und Lernen, auf eigenen Beinen stehen, vielleicht einen lieben Menschen finden und Familie gründen. Schließlich im »Herbst« den Lauf langsamer gestalten. Zuletzt heimkehren, in Gottes Ewigkeit ankommen.

Schluss

Liebe Gemeinde, der Ewigkeitssonntag erinnert uns an ein Doppeltes: dass unser Leben endlich ist. Voller Schmerz erleben wir den Abbruch, den dies bedeutet. Doch das andere ist dies: dass unser Leben ein Ziel hat, das nicht von dieser Welt ist.

In diesem Glauben sind wir frei, dieses Leben zu leben, mit allen Höhen und Tiefen. Dann bleibt der Schmerz über Verluste, wird aber im Vertrauen auf Gottes Bewahren über dieses Leben hinaus immer wieder in die Schranken gewiesen.

Dieser Glaube kann uns tragen, es immer wieder zu wagen: dass auf den Abend ein neuer Morgen folgt, weil Gott auch uns nicht lässt.

Im 39. Psalm klingt dies so:

Nun, Herr, wes soll ich mich trösten?
Ich hoffe auf dich.
— Psalm 39,8

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre Eure Herzen und Sinne in Christus Jesus, Amen.


  1. Vgl. das Lied von Peter Strauch: Die Gott lieben, werden sein wie die Sonne, 1981. ↩︎

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