Leben darf gelingen, auch wenn es viele Herausforderungen auf dem Weg gibt und manchmal alles anders kommt, als gedacht.

Predigt über 2. Mose 2,1–10: Herausgezogen

Erste Predigt in der Ferienpredigtreihe 2023 Stadt – Land – Fluss. Veröffentlicht 25.06.2023, Stand 15.12.2023, 1141 Wörter.

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit Euch allen!

Ich lese den Predigttext aus Kapitel 2 des Buches Zweiten Mosebuchs, Exodus:

Israels künftiger Retter wird aus dem Wasser gerettet
Ein Mann aus der Nachkommenschaft von Levi heiratete eine Frau, die ebenfalls zu den Nachkommen Levis gehörte. Sie wurde schwanger und brachte einen Sohn zur Welt. Als sie sah, dass es ein gesundes, schönes Kind war, hielt sie es drei Monate lang versteckt. Länger konnte sie es nicht verbergen. Deshalb besorgte sie sich ein Kästchen aus Binsen, dichtete es mit Pech ab, sodass es kein Wasser durchließ, und legte das Kind hinein. Dann setzte sie das Kästchen ins Schilf am Ufer des Nils. Die Schwester des Kindes versteckte sich in der Nähe, um zu sehen, was mit ihm geschehen würde. Da kam die Tochter des Pharaos an den Nil, um zu baden. Ihre Dienerinnen ließ sie am Ufer zurück. Auf einmal sah sie das Kästchen im Schilf. Sie schickte eine Dienerin hin, um es zu holen. Als sie es öffnete, fand sie darin einen weinenden Säugling, einen kleinen Jungen. Voller Mitleid rief sie: »Das ist einer von den Hebräerjungen!« Die Schwester des Kindes kam aus ihrem Versteck und fragte: »Soll ich eine hebräische Frau rufen, die das Kind stillen kann?« »Ja, tu das!«, sagte die Tochter des Pharaos. Da holte das junge Mädchen die Mutter des Kindes, und die Tochter des Pharaos sagte zu ihr: »Nimm dieses Kind und stille es für mich! Ich werde dich dafür bezahlen.« So kam es, dass die Frau ihr eigenes Kind mit nach Hause nehmen und stillen konnte. Als der Junge groß genug war, brachte sie ihn wieder zurück. Die Tochter des Pharaos nahm ihn als ihren Sohn an. Sie sagte: »Ich habe ihn aus dem Wasser gezogen.« Darum gab sie ihm den Namen Mose.
— Exodus 2,1–10 (Gute Nachricht Bibel)

Damals und heute – näher als gedacht

Liebe Gemeinde, in den Sommerferien haben wir dieses Jahr die Predigtreihe Stadt – Land – Fluss. In dieser ersten Predigt daraus geht es um den Fluss Nil. Die Geschichte kennen wir wohl alle: Der kleine Mose musste als Baby von seiner Mutter ausgesetzt werden, um dem Kindermord des Pharaos zu entgehen.

Diese Situation mag ich mir gar nicht vorstellen. Was macht das mit Eltern, wenn sie das Wohlergehen ihrer Kinder nicht mehr garantieren können? Und was ist diesbezüglich der Unterschied zwischen dieser gut viertausend Jahre alten Erzählung und heute?

Ein Beispiel: Der jüngste Grundschul-Lesetest hat gezeigt, dass immer mehr Kinder zu schlecht lesen können und den Inhalt von Texten häufig nicht verstehen. Vielen wird nicht mehr vorgelesen und Smartphones oder Spielekonsolen kommen zu früh in Kinderhände. Vor- und Mitlesen ist wichtig und bei den Medien gilt Peter Lustigs alter Satz immer noch: »Einfach mal abschalten«.

Doch bei Mose gab es solche Probleme nicht. Lesen konnten die wenigsten Menschen und Medien waren auch noch nicht erfunden. Stattdessen war es lebensgefährlich, männlichen Geschlechts zu sein.

Rettungsgeschichten

Es ist eine Rettungsgeschichte, die wir gehört haben. Mose, der Israel in die Freiheit führte und aus der ägyptischen Sklaverei befreite, wird hier selbst gerettet. Das Thema Rettung zieht sich durch die gesamte Exoduserzählung. Hier nun ist es Mose selbst, der gerettet wird, kaum dass er auf die Welt gekommen ist.

Die Prinzessin, die mit ihren Dienerinnen eigentlich zum Baden an den Fluss gekommen war, findet das Körbchen im Schilf. Ob sie geahnt hat, was darin war? Jedenfalls tut sie das Gegenteil dessen, was ihr Vater angeordnet hat. Statt das Kind zurück in den Fluss zu stoßen, rettet sie den Kleinen. Nein, nicht persönlich, so weit geht die Liebe nicht. Aber eine ihrer Dienerinnen soll sich des Kindes annehmen und später kommt er, wie auch immer, zu seiner Mutter, die sich als Amme zur Verfügung stellt.

Ende gut, alles gut? Wäre es doch immer so einfach im Leben, dass die Sorgenzeiten kurz und mit einem Happy End sind! Wie sehr freuen wir uns, wenn dies gelingt!

Erinnern Sie sich noch an das »Wunder von Manhattan«? Im Januar 2009 startete in New York ein Airbus mit 155 Menschen an Bord. Nur eine gute Minute später flogen Vögel in beide Triebwerke, die dadurch ausfielen. Der Pilot, Chesley Sullenberger, entschied sich, auf dem nahen Hudson River, mitten in Manhattan, notzulanden und schaffte dies auch. Das Bild des Flugzeugs im Wasser, die Passagiere auf den Tragflächen stehend, ist damals um die Welt gegangen. Einige Jahre später wurde es in dem Film »Sully« mit Starbesetzung auf die Leinwand gebracht.

Plane Crash Photo, Greg L, CC BY 2.0

US Airways Flight 1549 afloat in the Hudson River, Photo: Greg L, CC BY 2.0.

Dies ist eine moderne Rettungsgeschichte. Der erfahrene Pilot, er war 58 Jahre alt, war der richtige Mann zum rechten Zeitpunkt am richtigen Ort. »Wunder von Manhattan« nannte man es, weil sich alle Fachleute einig waren, dass die sichere Notlandung höchst unwahrscheinlich war. Ein weniger fähiger Pilot hätte das Flugzeug bei der Landung zerbrochen und es wäre gesunken. Sullenberger hat es geschafft, dass alle überlebten und nicht im eiskalten Hudson ertranken.

Boats surround the tail of the sunken plane, lzno, CC BY-SA 3.0

Boats surround the tail of the sunken plane, visible just above the water line, Photo: lzno, CC BY-SA 3.0.

Der Film Sully oder auf YouTube veröffentlichte Videos von Augenzeugen zeigen eindrücklich, wie die Rettung ablief, denn Gott sei Dank notlandete der Jet an einer hoch frequentierten Stelle des Flusses, sodass mehrere Boote schnell die Menschen aufnehmen konnten.

Dieses Ereignis klingt beinahe wie eine modernisierte Fassung der Mosegeschichte. Was seit Jahren im Mittelmeer mit überladenen maroden Booten geschieht, erinnert auch daran. Und anders als in der Geschichte von Mose oder Captain Sullenberger gibt es auch die Geschichten, die kein Happy End haben, wo tatsächlich schiefgeht, was schiefgehen kann.

Rettungsgeschichten erinnern uns

Vielleicht sind es genau solche Situationen wie die auf dem Hudson River, die Rettungsgeschichten so wertvoll machen. Dass Gott die Hand über uns hält und uns nicht ins Bodenlose fallen lässt, ist die Botschaft dieser Erzählungen. Wenn uns das Wasser bis zum Halse steht, kann uns diese Gewissheit Kraft geben, zu tun, was wir machen können. Es kann uns ermutigen, um Hilfe zu fragen, wo es allein nicht geht. Und es kann helfen, auszuhalten, was wir nicht ändern können.

Leben darf gelingen

Und Mose? Seine Geschichte ging weiter. Als jungen Mann berief ihn Gott am brennenden Dornbusch, sein Volk in die Freiheit zu führen. Die Bibel beschreibt, wie es ihm mit diesem Auftrag ging: Das alles war ihm zu groß und er hatte Angst, es nicht zu schaffen. Gott schickte ihm Aaron zur Hilfe, später eine ganze Mannschaft, die ihm half.

Aus dem Baby im Fluss ist etwas geworden. Der Weg war oft schwierig, aber am Ende stand Verheißung. Liebe Gemeinde, das ist auch unsere Hoffnung, dass unsere Wege ein Ziel haben. Und Gott geht mit. Amen.

Und der Friede Gottes, der höher als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus, Amen.

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