Drei Menschen finden ein Stück Himmel, das gibt ihnen Halt, mitten in einer unsteten Welt und ihren Zweifeln. Sie wollen bleiben und »Hütten bauen«, Heimat finden.<br>Was sind Deine »Hütten«; wobei möchtest Du bleiben?<br>Diese Predigt fragt, wie wir bei Christus ein Stück himmlische Heimat finden, vielleicht sogar sesshaft werden und bei Gott wohnen können.

Predigt über Matthäus 17,1–9: Bei Gott wohnen

Am letzten Sonntag nach Epipanias, 29.01.2023, in Derschlag. Veröffentlicht 27.01.2023, Stand 13.02.2024, 1406 Wörter.

Darkmoon Art: Cabin (Pixabay 3374201).

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Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit Euch allen!

Hören wir den Predigttext aus Kapitel 17 des Matthäus-Evangeliums:

Und nach sechs Tagen nahm Jesus mit sich Petrus und Jakobus und Johannes, dessen Bruder, und führte sie allein auf einen hohen Berg. Und er wurde verklärt vor ihnen, und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß wie das Licht. Und siehe, da erschienen ihnen Mose und Elia; die redeten mit ihm. Petrus aber antwortete und sprach zu Jesus: Herr, hier ist gut sein! Willst du, so will ich hier drei Hütten bauen, dir eine, Mose eine und Elia eine. Als er noch so redete, siehe, da überschattete sie eine lichte Wolke. Und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören!
Als das die Jünger hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und fürchteten sich sehr. Jesus aber trat zu ihnen, rührte sie an und sprach: Steht auf und fürchtet euch nicht! Als sie aber ihre Augen aufhoben, sahen sie niemand als Jesus allein. Und als sie vom Berge hinabgingen, gebot ihnen Jesus und sprach: Ihr sollt von dieser Erscheinung niemandem sagen, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist.
— Matthäus 17,1–9 (Lutherbibel 2017)

Gott, wir danken Dir für Dein Wort. Sende Deinen Heiligen Geist, dass wir es fassen und zum unsrigen machen. Amen.

Eine schwierige Reise

Liebe Gemeinde, die Jünger sind mit Jesus unterwegs. Gemeinsam ziehen sie südwärts, der Hauptstadt Jerusalem entgegen. Es war keine fröhliche Reise, denn Jesus hatte seinen Jüngern angekündigt, dass er dort sein Leben lassen würde.

Was mag das für eine Stimmung gewesen sein! Unterwegs in die Hauptstadt, das religiöse Zentrum: Für die Jünger war dies ein aufregendes Ziel, denn sie lebten alle auf dem Land, in der Provinz. Aber dann sagt der, dem sie folgen, an, dass es dort mit ihm zu Ende gehen wird. Welchen Sinn ergibt diese Reise dann?

Als Petrus ihn deshalb ansprach und ihm das Ziel ausreden wollte, fuhr Jesus ihn an und brachte ihn zum Schweigen. Und dann machte er seinen Jüngern klar: Ihm nachzufolgen wird keine einfache Sache sein. Dies gilt auch heute noch.

Jesu Verklärung

Als sie bald eine Woche unterwegs waren, nahm Jesus drei seiner Jünger beiseite und ging mit ihnen auf einen Berg. Hier ereignet sich nun, was Matthäus in Kapitel 17 beschreibt: Jesus wird verklärt.

Das Wort verklärt kennen wir. Wer verklärt dreinschaut, ein verklärtes Lächeln auf dem Gesicht hat, ist sehr froh und ganz drin in der Freude. Diese heutige Wortbedeutung ist aber viel zu schwach und trifft nicht mehr den ursprünglichen Sinn.

In der Verklärung steckt die Klarheit, doch gerade die ging in dieser Situation so ganz und gar verloren. Jesus war eben nicht mehr klar erkennbar, sondern schien ein anderer geworden zu sein. Eine treffende Übersetzung in heutigem Deutsch klingt so:

Und nach sechs Tagen nahm Jesus Petrus, Jakobus und dessen Bruder, Johannes, mit und führte sie auf einen hohen Berg, sie allein. Und er wurde vor ihren Augen verwandelt (καὶ μετεμορφώθη ἔμπροσθεν αὐτῶν) und sein Gesicht leuchtete wie die Sonne und seine Kleidung wurde weiß wie das Licht.
— Matthäus 17,1f (M. P.)

Carl Bloch: Verklärung Christi (1872)

Carl Bloch: Verklärung Christi (1872).

Der Grundtext gebraucht das Verb Verwandeln in dem Sinne, dass die bisherige Gestalt verändert wird. Nein, keine Zauberei oder Science Fiction, sondern ein Anderssein ist gemeint.

Wer ist Jesus Christus? Es gibt viele Antworten auf diese Frage! Gottes Sohn, sagt die Dogmatik, die christliche Glaubenslehre. Ein Mensch, sagen andere, eine historische Person. Wieder andere bestreiten, dass es ihn gegeben habe.

Ein Kapitel vor dem Predigttext stellt Jesus selbst diese Frage:

Da kam Jesus in die Gegend von Cäsarea Philippi und fragte seine Jünger und sprach: Wer sagen die Leute, dass der Menschensohn sei? Sie sprachen: Einige sagen, du seist Johannes der Täufer, andere, du seist Elia, wieder andere, du seist Jeremia oder einer der Propheten. Er sprach zu ihnen: Wer sagt denn ihr, dass ich sei? Da antwortete Simon Petrus und sprach: Du bist der Christus, des lebendigen Gottes Sohn!
— Matthäus 16,13–16 (Lutherbibel 2017)

Was ist Ihre Antwort; wer ist er für Sie? Wie sicher sind Sie sich, ihn zu kennen, ihn – da sind wir bei der Verklärung, die im Grundtext als Metamorphose beschrieben wird – richtig erkannt zu haben?

Christus ist »der ganz andere«

Matthäus beschreibt, wie Jesus vor den Augen der Jünger ganz anders wurde. Seine bisherige irdische Gestalt wurde in eine himmlische verwandelt.

Erinnern Sie sich an die Exodusgeschichte, wie Mose auf dem Horeb die Tafeln mit den Geboten erhielt? Als er nach vierzig Tagen wieder vom Berg herunterkam, glänzte sein Gesicht (וְהִנֵּה קָרַן עֹור פָּנָיו, Ex 34,30.35) nach dem Gespräch mit Gott so sehr, dass die Leute ihn nicht ansehen konnten und er eine Decke über sich zog. Matthäus nimmt dieses Bild auf, wenn er schreibt, dass Jesu Gesicht wie die Sonne leuchtete.

Christus wird ein anderer, ein himmlischer, in dieser Begegnung mit Mose und Elia, die beide schon früher mit Gott sprachen: »Der HERR aber redete mit Mose von Angesicht zu Angesicht, wie ein Mann mit seinem Freunde redet.« (2. Mo/Ex 33,11a) Und Elia wurde lebendig entrückt, zu Gott geholt (vgl. 2. Kön 2).

Matthäus macht deutlich: In Jesus Christus begegnen wir Gott. So lässt er dann auch Gott selbst, wie bei Mose aus der Wolke, den drei Jüngern auf dem hohen Berg zurufen: »Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören!« (Mt 17,5)

Heimat im Glauben

Liebe Gemeinde, heute ist der letzte Sonntag nach Epiphanias, der das Ende der Weihnachtszeit einläutet. Diese Zeit hat das »Aufstrahlen der Herrlichkeit Gottes« in Jesus Christus zum Thema, im heutigen Predigttext ist dies überdeutlich geworden.

Mit dem Predigttext können wir die Frage stellen, wer Jesus Christus für uns ist. Wenn wir nach ihm fragen, sind wir zwangsläufig im Zweifeln angelangt, denn Glauben ist kein Wissen. Matthäus’ Antwort ist eindeutig: Für ihn ist Christus mehr als nur der Mensch, dem die Jünger nachfolgten; er gehört in die Sphäre Gottes.

Vielleicht erkennt Petrus das auch, wenn er, einigermaßen im Schockzustand, Hütten zu bauen vorschlägt.

Hütten bauen? Was für ein schönes Bild! Es ist ein Symbol dafür, Heimat zu finden, anzukommen, am Ziel zu sein. »Hütten« bauen wir dort, wo wir sesshaft werden und uns niederlassen wollen, um zu bleiben. »Werd’ ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! Du bist so schön!« ließ Goethe seinen Doktor Faustus sagen (der das allerdings nicht erleben wollte).

Petrus war auf diesem Berg buchstäblich am Gipfel, dem Höhepunkt seines Lebens, angekommen und wollte bleiben: Das war’s, besser konnte es nicht werden. Hier, wo sich ihm der Himmel auftat, wollte er »Häuslebauer« werden und nicht mehr fort.

Wo sind Sie sesshaft geworden? »Ich will hier Hütten bauen« kann heißen, sich an der richtigen Stelle angekommen zu wissen, bleiben und festhalten zu wollen – Stabilität ist das Zauberwort. »Hütten« bauen wir da, wo wir uns auf etwas ganz einlassen:

  • Das ist der Ring, den wir einem geliebten Menschen anstecken.
  • Das ist die Arbeit, in der wir aufgehen.
  • Das ist das Hobby, das wir ausfüllen.
  • Das ist der Glaube, in dem wir leben.

Wer ist dieser Jesus Christus für mich? Hoffentlich der, den ich immer wieder suche, wenn ich meinen Lebensdurst stillen möchte. Hoffentlich der, dem ich in meinem Leben einen festen Platz gebe, eine Hütte (eine Kirche?) baue, und ihn nicht nur einen Sonntagsgast sein lasse. Hoffentlich der, an dem ich mein Handeln ausrichte und meinen Nächsten, mit Gottes Hilfe, zum Christus werde.

Himmlische Momente

Liebe Gemeinde, der Predigttext fängt mit einer Zeitangabe an. Als Jesus diese Menschen, die zu ihm gehörten, den »Berg des Zweifelns« hinaufbrachte und ihnen den Himmel zeigte, war der sechste Tag. Im Judentum beginnt am Abend des sechsten Tags der Schabbat, der Tag Gottes. Es erinnert mich an Karfreitag, den Tag vor dem Schabbat, an dem Jesus sein Leben für uns gab. Da zerriss der Vorhang des Allerheiligsten (Mt 27,51), wurde auch ein Stück Himmel sichtbar.

Das sind kostbare Momente, in denen wir ein Stück Himmel finden. Halten wir sie fest; schreiben wir sie in unsere Herzen, bauen wir Hütten. Und schenke uns Gottes Heiliger Geist, dass wir ihn selbst in Jesus Christus immer wieder finden.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre Eure Herzen und Sinne in Christus Jesus, Amen.

Lied: In deinem Haus bin ich gerne, Vater

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