Christus ist in den Himmel aufgefahren. Er hat uns ein Stück Himmel schon jetzt geschenkt, als Bausatz, und den notwendigen kleinen Schraubenschlüssel dazu: Glaube und Liebe.

Predigt über Epheser 1,15–23: Himmelfahrt – Glaube und Liebe

An Christi Himmelfahrt, 18.05.2023, in Wiedenest. Veröffentlicht 18.05.2023, Stand 13.02.2024, 1013 Wörter.

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit Euch allen!

Liebe Gemeinde, heute an Christi Himmelfahrt hören wir aus dem ersten Kapitel des Epheser-Briefs. Ich lese aus der Basisbibel:

Ich habe von eurem Glauben an den Herrn Jesus und eurer Liebe zu allen Heiligen gehört. Das ist auch der Grund, weshalb ich unablässig für euch danke. Das tue ich jedes Mal, wenn ich im Gebet an euch denke. Dann bitte ich den Gott unseres Herrn Jesus Christus, den Vater, von dem alle Herrlichkeit ausgeht:
Er gebe euch den Geist, der euch Weisheit schenkt und Offenbarung zuteilwerden lässt. So könnt ihr Gott erkennen. Er mache euer Herz einsichtig. Denn ihr sollt wissen, welche Hoffnung mit eurer Berufung verbunden ist. Und ihr sollt erkennen, welche Fülle an Herrlichkeit zu seinem Erbe für die Heiligen gehört. Und ihr sollt begreifen, mit welch überwältigend großer Kraft, er in uns Glaubenden wirkt. So entspricht es der Macht und Stärke, mit der er sein Werk vollbringt.
Diese Macht ließ er auch an Christus wirksam werden: Er hat ihn von den Toten auferweckt und an seine rechte Seite im Himmel gesetzt. Dort thront er hoch über Mächten und Gewalten, Kräften und Herrschaftsbereichen. Er herrscht über alle, deren Namen man im Gebet anruft – nicht nur in dieser, sondern auch in der kommenden Zeit. Alles hat Gott ihm zu Füßen gelegt und ihn zum Haupt über die ganze Gemeinde gemacht. Sie ist sein Leib. So ist sie die ganze Fülle dessen, der alles in allem erfüllt: Christus.
— Eph 1,15–23

Gott, wir danken Dir für Dein Wort. Schenke uns, dass wir es fassen und zu unserem machen. Amen.

Blick nach oben.

Liebe Gemeinde, die Lutherbibel überschreibt diesen Text mit »Gebet um Erkenntnis der Herrlichkeit Christi«. Haben Sie ihn auf Anhieb verstanden? Ich hatte meine Probleme damit, habe ihn deshalb in verschiedenen Übersetzungen und im Grundtext gelesen und dann erst einmal einen Kaffee getrunken. Danach ging es besser und ich dachte, dass es ein wunderschöner Predigttext ist. Mehr noch: es ist ein Gebet.

An Himmelfahrt finden traditionell Wanderungen statt, lassen Sie uns deshalb dieses Gebet in vier Etappen »erwandern«. Im Text geht es um:

  1. Dank für Glaube und Liebe,
  2. Bitte um Gottes Geist für mehr Erkenntnis, dass
  3. Gott im Geist an uns handelt und
  4. Wir mit Christus verbunden sind.

1. Dank für Glaube und Liebe (V. 15–16a)

Dank und Bitte sind gute »Zutaten« für ein Gebet und hier wird gedankt, für Glaube und Liebe. Die Gemeinde, an die dieser Brief geht, lebt das und dies ist etwas Besonderes, das ist nicht selbstverständlich.

Wie ist das bei uns persönlich: Leben wir, jede und jeder, Liebe? Sind wir nicht zuerst uns selbst wichtig und die anderen kommen später, sofern sie unseren Ansprüchen genügen?

Und jetzt hören wir dieses Gebet, in dem für Glaube und Liebe gedankt wird. Bei beiden erreicht unsere »geistliche Füllstandsanzeige« vermutlich keine Rekordpegel, aber etwas ist doch da. Bei allem Mangel ist es doch so, dass davon etwas vorhanden ist. Und wenn wir in unserem »geistlichen Abstellkämmerchen« einmal kramen, finden wir vermutlich viel mehr davon, als der Augenschein vermuten lässt.

Vielleicht hört man im Himmel nicht auf, für uns zu danken, dass wir zu Christus gehören – immer mehr, auch ohne perfekt zu sein.

2. Bitte um Gottes Geist für mehr Erkenntnis (V. 16b–19)

In diesem Gebet im Epheserbrief geht es weiter mit der Bitte um Gotteserkenntnis und »erleuchtete Augen des Herzens« (ὀφθαλμοὺς τῆς καρδίας), um christliche Hoffnung und Gottes Handeln an uns zu fassen.

Erleuchtete Augen des Herzens – das erinnert mich an das Lied »Auf und macht die Herzen weit« (eg 454): »Gottes Güte, Gottes Treu, sind an jedem Morgen neu« lautet der Kehrvers. Genau darum geht es hier, dass wir nicht darin nachlassen, die Spuren von Gottes Handeln an uns zu suchen.

Hier bietet es sich an, eg 454 (YouTube: Auf und macht die Herzen weit) zu singen.

3. Im Geist handelt Gott an Christus (V. 20f)

Wo es uns gelingt, »die Herzen weit zu machen«, können wir auch mit solchen »Augen« entdecken, wie Gott im Heiligen Geist an uns handelt. Im Geist handelte Gott an Christus, das haben wir gehört. Er hat ihn zu neuem Leben auferweckt und zu sich geholt. Es ist eine regelrechte Inthronisation, die im Predigttext beschrieben wird, und Christus wird zum König im Himmel erhoben für jetzt und alle Zeit. Da sieht Charles in England richtig blass gegen aus, trotz der großartigen Feier, die das Fernsehen übertragen hat.

4. Wir sind mit Christus verbunden (V. 22f)

Das Gebet endet mit der Feststellung: »Alles hat er unter seine Füße getan und hat ihn gesetzt der Gemeinde zum Haupt über alles, welche sein Leib ist.« (Lutherbibel 2017)

Liebe Gemeinde, bisher war dieses so hymnische Gebet ziemlich abstrakt. Hier wird es »handfest«, greifbar und konkret. Wir sind Leib Christi, wir sind sein »Körper«, wenn er der Kopf, das Gehirn, des Ganzen ist. Hier wird die alte Fabel des Römer Menenius Agrippa aufgenommen, die Paulus an die Korinther schreibt. »Ihr seid der Leib Christi, und [jede und] jeder Einzelne von euch ist ein Teil dieses Leibes.« (1. Kor 12,27, NGÜ)

Kirche ist also mehr als eine Ansammlung von Individuen. Durch Christus wird aus Vielen eine Gemeinde, das meint dieses Bild, dass wir Teile an Christus sind. Paulus beschreibt, was die Folgen sind: dass wir auch zu Gott kommen, so wie Christus vorausgegangen ist. (Vgl. Röm 6)

An Christi Himmelfahrt hieß es für die Jüngerinnen und Jünger, die damals auf dem hohen Berg mit Christus waren, Abschied zu nehmen. Uns heute ist anderes verheißen: Dass wir zu Christus gehören, der immer noch der Herr über unser Leben ist und dass wir deshalb zu ihm gelangen werden. Christi Himmelfahrt bedeutet, dass wir als Gemeinde unterwegs sind, zusammenwachsen, und ein gemeinsames Ziel haben: Glauben und Liebe einzuüben. Und ihn, den lebendigen Christus, in unserem Leben immer wieder zu entdecken, schenke uns Gott »erleuchtete Augen des Herzens«.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre Eure Herzen und Sinne in Christus Jesus, Amen.

Lied: Da berühren sich Himmel und Erde

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