Was brauche ich, ganz grundsätzlich, zum Leben? Wenn es um Lebenshunger geht, macht Gott richtig satt.

Predigt über 1. Könige 17,1–16: Einfach wunderbar!

Am 7. Sonntag nach Trinitatis, 18.07.2021, in Wiedenest. Veröffentlicht 18.07.2021, Stand 06.09.2022, 1556 Wörter.

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!

Liebe Gemeinde, der Predigttext steht in 1. Könige 17:

1. Kön 17,1–16 (Gute Nachricht Bibel) Elija, der Prophet aus dem Dorf Tischbe in der Landschaft Gilead, sagte zu Ahab: »So gewiss der HERR, der Gott Israels, lebt, in dessen Dienst ich stehe: In den nächsten Jahren wird weder Tau noch Regen fallen, bis ich es befehle!«
Darauf erging das Wort des HERRN an Elija, er sagte zu ihm: »Bring dich in Sicherheit! Geh nach Osten über den Jordan und versteck dich am Bach Kerit. Aus dem Bach kannst du trinken, und ich habe den Raben befohlen, dass sie dir zu essen bringen.« Elija gehorchte dem Befehl des HERRN, ging auf die andere Jordanseite an den Bach Kerit und blieb dort. Morgens und abends brachten ihm die Raben Brot und Fleisch, und Wasser bekam er aus dem Bach. Aber weil es nicht regnete, trocknete der Bach nach einiger Zeit aus.
Da erging das Wort des HERRN an Elija, er sagte zu ihm: »Geh in die Stadt Sarepta in Phönizien und bleib dort! Ich habe einer Witwe befohlen, dich mit Essen und Trinken zu versorgen.« Elija machte sich auf den Weg und ging nach Sarepta. Als er ans Stadttor kam, traf er dort eine Witwe, die Holz auflas. »Bring mir doch etwas Wasser!«, bat er sie. Als sie wegging, um es zu holen, rief er ihr nach: »Bring auch etwas Brot mit!« Doch sie sagte: »So gewiss der HERR, dein Gott, lebt: Ich habe keinen Bissen mehr, nur noch eine Hand voll Mehl im Topf und ein paar Tropfen Öl im Krug. Ich lese gerade ein paar Holzstücke auf und will mir und meinem Sohn die letzte Mahlzeit bereiten. Dann müssen wir sterben.« Elija erwiderte: »Geh heim und tu, was du vorhast. Aber backe zuerst für mich ein kleines Fladenbrot und bring es zu mir heraus. Den Rest kannst du dann für dich und deinen Sohn zubereiten. Hab keine Angst, denn der HERR, der Gott Israels, hat versprochen: ›Der Mehltopf wird nicht leer und das Öl im Krug versiegt nicht, bis ich es wieder regnen lasse.‹« Die Frau ging und tat, was Elija ihr aufgetragen hatte. Und wirklich hatten die drei jeden Tag zu essen. Der Mehltopf wurde nicht leer und das Öl im Krug versiegte nicht, wie der HERR es durch Elija versprochen hatte.

Gott, wir danken Dir für Dein Wort. Hilf uns, dass es zum unsrigen werde. Amen.

Liebe Gemeinde, die Erzählung erinnert an die von der Speisung der Fünftausend (vgl. Mk 6), wo Jesus die Menge mit fünf Broten und zwei Fischen sättigte und hinterher immer noch Essen übrig blieb. Oder denken Sie an das Volk Israel beim Exodus aus Ägypten, wie Gott sie mit Manna versorgte (vgl. 2. Mo 16).

Wunder, nein: Machttaten

Was hier berichtet wird, ist ein Speisungswunder. Wunder gibt es verschiedene: Heilungen, Dämonenaustreibungen, Naturwunder und eben Speisungswunder. Ihnen gemein ist, dass sie unsere gewohnte Realität durchbrechen und ein Stück Himmel zeigen: das, was bei Gott möglich ist.

Die bessere Übersetzung ist dann auch anstelle des Wortes »Wunder« Machttaten. Dies sind Zeichenhandlungen, die darauf hinweisen, dass bei Gott anderes möglich ist als bei uns. Wenn man nun anfängt, nach Erklärungen zu suchen, wie so etwas möglich sein kann und mit den Naturgesetzen in Einklang zu bringen ist, hat man den Aussagegehalt nicht verstanden. Bei solchen Machttaten geht nicht darum, wie so etwas möglich sein kann (und deshalb ist »Machttaten« auch das bessere Wort als »Wunder«), sondern darum, was sie aussagen sollen. Die Botschaft lautet: In Gottes Raum gibt es keinen Hunger, Mangel, Krankheit oder Leid.

Elija zeigt, dass er ein von Gott beauftragter Prophet ist: »Denn so spricht der HERR, der Gott Israels: Das Mehl im Topf soll nicht verzehrt werden, und dem Ölkrug soll nichts mangeln bis auf den Tag, an dem der HERR regnen lassen wird auf Erden.« (V. 14, Lutherbibel 2017) Mit diesen Worten, hier der Wortlaut der Lutherbibel, weist Elija sich aus.

»So spricht der HERR« – das ist die sogenannte Botenformel, die aussagt, dass jemand in Gottes Namen handelt. Wo Luther hier HERR übersetzt, steht im hebräischen Grundtext der Name Gottes, den Jüdinnen und Juden aus Respekt niemals aussprechen. Der Name Gottes ist mit dem Verb Sein verwandt. So spricht der Herr – das kann man mit diesem Wissen auch folgendermaßen übertragen: So spricht der, der das Dasein selbst verwirklich hat; der, der alles geschaffen hat und es immer noch erhält.

Noch mehr Zeichen zum Deuten

Elija weist sich also als Bote des lebendigen, lebensschaffenden und bewahrenden Gottes aus und da passt es, dass seine Machttat darin besteht, in einer Zeit der Dürre und des Mangels das zu schaffen, was das Leben erhält. Es wird aber kein Luxus oder etwas Besonderes realisiert, sondern das Grundnahrungsmittel schlechthin, Brot.

»Unser tägliches Brot gib uns heute« beten wir und meinen damit ein doppeltes: Ganz wortwörtlich Brot als Nahrung, doch zugleich ist dies ein Symbol, das besagt: »Gott, bitte gib uns das, was wir zum Leben brauchen.« Dafür steht Brot symbolisch.

»Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht« (Mt 4,4) zitiert Jesus aus dem Alten Testament. Dieser Vers ist Teil der Erzählung, wie das Volk Israel von Gott mit Manna versorgt wurde, als es hungerte. Dies wird im Alten Testament auch gleich gedeutet: Das Volk Israel soll daran erkennen, dass Gott selbst lebensnotwendig ist, so wie Nahrung lebensnotwendig ist. (Vgl. 5. Mo 8,1–10)

Gott macht richtig »satt«

Liebe Gemeinde, der Predigttext sagt aus, dass wir Gott genauso nötig wie Nahrung haben: ohne Nahrung kein Leben, ohne Gottes Wort ein geistliches Verhungern. Der 36. Psalm drückt das so aus:

Wie köstlich ist deine Güte, Gott
dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben!
Sie werden satt von den reichen Gütern deines Hauses
und du tränkst sie mit Wonne wie mit einem Strom.
Denn bei dir ist die Quelle des Lebens,
und in deinem Lichte sehen wir das Licht.
— Psalm 36,8–10

In unserer Zeit gibt es viele Möglichkeiten, sich sinnerfüllt zu fühlen: für manche ist das Produktivität. Anderen geht die Familie über alles. Wieder andere können nicht ohne ihr Hobby. Dies sind drei gängige Wege, Sinn zu erleben oder, anders gesagt, erfüllt und satt zu werden.

Elija hat den Ölkrug der Witwe in ein überfließendes Gefäß mitten in der Dürre verwandelt und den Mehlvorrat nicht endend. Brot zum Leben konnte sie daraus backen. Dass dies auf Gottes geistliche Nahrung für uns hinweist, haben wir gehört. Gott macht richtig satt. Er teilt aus, was zu gelingendem Leben notwendig ist.

Die Arbeit endet irgendwann; die Kinder sind eines Tages aus dem Haus und auch das Hobby wird nicht ewig gleich ausgeübt werden können.

Die »Dürre«, die im Predigttext beschrieben wird, kennen wir also auch. Das sind die Zeiten, in denen wir uns unerfüllt und unzufrieden erleben und suchen, was diesen »Hunger« stillen kann.

Von all den Dingen, die unser Leben ganz effektiv satt und glücklich machen, ist Gott der, der bleibt, wenn anderes zu Ende geht und Mangel ausbricht. Daran erinnert uns der Predigttext.

Liebe Gemeinde, die Geschichte von Elija und der Witwe in Sarepta ist wie ein Fingerzeig. Vielleicht nehmen wir sie zum Anlass, in einer ruhigen Minute »Inventur« zu machen und zu schauen, was uns wirklich satt macht.

Das kann doch nur das sein, was auch in den Stürmen und Katastrophen unseres Lebens Bestand hat, nicht ins Wanken gerät oder fortgespült wird. Was bleibt? Was ist wirklich von Dauer? Und was ist vergänglich, nur bequem oder angenehm? Was werde ich in zehn, zwanzig, vierzig Jahren noch haben und können, auch im Alter?

Wenn wir so fragen, werden wir finden, was nur auf Zeit und was von Dauer ist. Mit einem Bild gesagt: Wir werden neben dem »Filetsteak mit Bratkartoffeln« – ersetzen Sie sinnvoll – auch das »Grundnahrungsmittel« wieder entdecken können: das, was uns allezeit Kraft geben kann.

Manchmal bedarf es der Stille oder des Hinweises eines Elijas, um Gott neu zu finden. Er ist in geistlicher Hinsicht der, der bleibt, der uns Halt geben kann und uns da weiter führt, wo sonst kein Weg mehr ist. In Christus erinnert er uns daran, wenn er sagt: »Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.« (Joh 6,35)

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird eure Herzen und Sinne in Christus Jesus bewahren. Amen.


Am Ausgang gibt es ein Brotbackrezept, das zur Predigt passt:

Mehl

Dinkel-Vollkornbrot

Ca. 10 Minuten vorbereiten,
ca. 45 Minuten bei 180–200 °C backen

Zutaten für ein Brot

500 g Dinkelvollkornmehl
500 ml Wasser, handwarm
200 g Sonnenblumen- oder Kürbiskerne
40 g Hefe, das ist ein Würfel
10 g Salz
2 EL milden Essig, z. B. Obstessig

So geht’s

Ofen auf 200 °C vorheizen (Umluft 180 °C)

Eine Kastenform mit Margarine fetten und ca. 3–5 TL von den Kernen einstreuen

Mixbecher mit handwarmem Wasser füllen und die Hefe in Stücken zugeben, mit Essig und Salz gründlich verrühren

Die restlichen Kerne und das Mehl in einer Rührschüssel oder der Küchenmaschine mischen und den Mixbecher zugießen. Gründlich kneten, ca. 7 Minuten

Den Teig in die Form geben und 40–45 Minuten backen

»Danket dem Herrn; denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich.« (Ps 107,1)

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