Gott hat an Weihnachten ein Hoffnungslicht in unsere Welt gesandt. Da, wo es bei uns sorgenvoll-finster ist, kann uns das Licht der Liebe Gottes aufrichten.

Predigt über Titus 3,4–7: Durch die Dunkelheit zum Licht

Am Ersten Weihnachtsfeiertag, 25.12.2009. Veröffentlicht 25.12.2009, Stand 25.12.2023, 1004 Wörter.

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit Euch allen!

Weihnachten – Fest der Liebe?

Liebe Gemeinde, Liebe ist das Schönste auf der Welt. Denn was kann Liebe toppen? Nicht wahr, da kommt lange erst einmal nichts. Wer schon einmal verliebt war und erleben durfte, wie aus Verliebtheit Liebe wurde, kennt dies. Es heißt, einen Menschen gefunden zu haben, mit dem man sein Leben teilen möchte, mit dem zusammen zu sein das Beste überhaupt ist.

Doch mit der Liebe ist es oft gar nicht so weit her. Wir alle kennen Paare – die irgendwann ja verliebt gewesen sein müssen – die einander wortkarg zu Tisch gegenübersitzen, sich nichts mehr zu sagen wissen. Auch in Familien geschieht so etwas, kann es Entfremdung und Streit geben.

Kann man Liebe abnutzen, sodass sie vergeht? Kann es sein, dass Liebe unter den »Dornenranken der Gewöhnung und des Alltäglichen« erstickt wird?

Doch das, was sich bei Paaren in Bezug auf eine in die Jahre gekommene Liebe oder in Familien leider manchmal finden lässt, findet sich ebenso in der Beziehung zu Gott. Auch sie kann uns gewöhnlich werden und das verlieren, was sie so besonders macht.

Im Predigttext für das Weihnachtsfest hören wir von Gottes Liebe und was sie uns bedeuten kann. Ich lese aus Kapitel drei des Titus-Briefs:

Als aber erschien die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, unseres Heilandes [w. του̃ σωτη̃ρος ήμω̃ν θεου̃/unseres Rettergottes/Gottes unseres Retters], machte er uns selig [w. ʹέσωσεν/rettete] – nicht um der Werke der Gerechtigkeit willen, die wir getan hatten, sondern nach seiner Barmherzigkeit – durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung im heiligen Geist, den er über uns reichlich ausgegossen hat durch Jesus Christus, unsern Heiland, damit wir, durch dessen Gnade gerecht geworden, Erben des ewigen Lebens würden nach unsrer Hoffnung.
Titus 3,4–7

Vorfreude

Liebe Gemeinde, der Advent liegt hinter uns. Gerade für die Kinder war das eine besonders spannende Zeit, wuchs die Vorfreude mit jedem Tag. Der Predigttext passt zu diesem »Warten auf Weihnachten«: »Als aber erschien …« fängt der Predigttext an, das klingt beinahe wie ein lautes »Endlich«. Jetzt ist es also endlich so weit: Gott kommt.

In diesen wenigen Versen aus dem Titusbrief klingt Sehnsucht und Erwartung an. Endlich war Gott nicht mehr fern, endlich war er greifbar in die Welt gekommen.

Im Fortgang hören wir, was dann war, »als die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes erschien«. Es klingt wie eine Zielangabe, weshalb Gott sich so in die Welt begab: um uns selig zu machen (V. 5).

Dieses »selig machen« geschieht für uns durch die Taufe auf Jesus Christus – durch sie sind wir mit ihm verbunden, wird eine Brücke über die Zeit seit dem ersten Weihnachtsfest geschlagen. Und der Heilige Geist ist wie der Pfeiler, der diese Brücke trägt.

So sind wir in der Taufe mit Gott versöhnt worden, gerettet aus der Trennung von Gott. »Erben des ewigen Lebens« nennt uns der Titusbrief und in bester paulinischer Tradition wird betont, dass dieses Ererben durch Glauben an Jesus Christus und nicht durch gute Taten geschieht.

Weihnachten erinnert uns, dass Gott die zu ihm abgerissene Verbindung wiederhergestellt hat.

Von Schattenseiten …

Dennoch gibt es bei uns Zerbrochenes und Zerrissenes in der Beziehung zu Gott und in den Beziehungen zu anderen. »Weihnachtsfriede« ist uns in diesem Tagen manchmal nicht gegeben, unser Glaube keine tragende Kraft mehr.

In einer Geschichte klingt das so:

Vier Kerzen brannten am Adventskranz. Es war ganz still. So still, dass man hörte, wie die Kerzen zu reden begannen. Die erste Kerze seufzte und sagte: »Ich heiße Frieden. Mein Licht leuchtet, aber die Menschen halten keinen Frieden, sie wollen mich nicht.« Ihr Licht wurde immer kleiner und verlosch schließlich ganz.
Die zweite Kerze flackerte und sagte: »Ich heiße Glauben. Aber ich bin überflüssig. Die Menschen wollen von Gott nichts wissen. Es hat keinen Sinn mehr; dass ich brenne.« Ein Luftzug wehte durch den Raum, und die zweite Kerze war aus.
Leise und sehr traurig meldete sich nun die dritte Kerze zu Wort. »Ich heiße Liebe. Ich habe keine Kraft mehr zu brennen. Die Menschen stellen mich an die Seite. Sie sehen nur sich selbst und nicht die anderen, die sie liebhaben sollen.« Und mit einem letzten Aufflackern war auch dieses Licht ausgelöscht.

Die Weihnachtszeit ist für so manche, so manchen keine besinnliche Zeit voller Friede, Glaube und Liebe, sondern eine Zeit des Streits, der Sorge, des Sich-Abwendens von anderen. Vielleicht sehen oder erleben Sie das auch.

… und der Hoffnung auf Heilung

Der Predigttext erzählt von der Menschenfreundlichkeit und Liebe Gottes, die er in Jesus Christus in die Welt hineintrug. Wir sind mit Christus verbunden, sind in Gottes Neuem Testament als Erbinnen und Erben seiner Verheißung aufgenommen – »nach unserer Hoffnung«, schließt der Predigttext (V. 7)

Die Geschichte von den Kerzen geht noch weiter. Wir haben von den drei Kerzen Friede, Glaube und Liebe gehört, die verloschen waren. Von der letzten Kerze heißt es:

Da kam ein Kind in das Zimmer. Es schaute die Kerzen an und sagte: »Aber, aber; ihr sollt doch brennen und nicht aus sein!« Und fast fing es an zu weinen. Da meldete sich auch die vierte Kerze zu Wort. Sie sagte: »Hab keine Angst! Solange ich brenne, können wir auch die anderen Kerzen wieder anzünden. Ich heiße Hoffnung.« Mit einem Streichholz nahm das Kind Licht von dieser Kerze und zündete die anderen Lichter wieder an.

Manchmal ist kein Friede in unserem Herzen. Weihnachten hat Gott uns ein Hoffnungslicht geschickt. In der Taufe sind wir mit Christus verbunden, selbst wenn wir kaum noch etwas mit ihm anzufangen wissen.

Der »Geist der Weihnacht« erinnert uns daran, was Gottes Liebe bewirkt und wie wir in diesem Geiste die Welt umgestalten können. Weihnachten ist eine Hoffnungszeit, die auch bei uns wieder Licht machen kann, wo Dunkelheit herrscht.

Lassen Sie uns jetzt davon (von den Handzetteln) singen – und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Lied: Licht der Liebe (Ein Licht geht uns auf in der Dunkelheit … von Eckart Bücken)

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