Die Natur erblüht, doch die Corona-Krise brachte alles zum Stillstand. Eine Andacht am Karsamstag 2020.

Andacht: Die Welt auf Pause-Taste

Veröffentlicht 11.04.2020, Stand 10.07.2022, 381 Wörter.

Mit dem Lehrtext für Karsamstag, 11. April 2020

In der Natur wird gerade alles grün und blüht auf, aber unsere Welt steht still. Es ist, als hätte jemand die Notbremse gezogen: Wir werden durchgeschüttelt und finden erst allmählich heraus, wo wir stehen. Bald muss es weitergehen, doch wie das gehen kann, ist ungewiss. Jetzt herrscht erst einmal lebensbewahrender Stillstand.

Heute ist Karsamstag, der »Tag der Grabesruhe«. Er ist als der Tag zwischen Jesu Tod und seiner Auferstehung ein Innehalten, ein Stop, ein »Pause-Taste gedrückt« in geistlicher Hinsicht: Christus ist tot, am Kreuz gestorben. Sein Leben hat er nicht bewahrt, sondern sich selbst zum Weg gemacht, der uns den Abgrund zu Gott überbrückt.

Der italienische Maler Andrea Mantegna hat vor einem halben Jahrtausend ein Bild dazu gemalt. Die Szene ist fiktiv, sie zeigt den Karfreitag, wie Jesus in das Felsengrab des Josef von Arimathäa gelegt wurde.

Mantegna

Andrea Mantegna, Die Beweinung Christi, um 1480.

Jesus liegt wie schlafend da, er wirkt entspannt. Das Grabtuch ist wie eine Decke über seine Beine gebreitet, der Kopf ruht auf einem Kissen. Nur die Stigmata verraten, wer er ist und dass dies kein Schlafender ist. Und die beiden Frauen, davon nur die eine erkennbar ist, weinen. Vielleicht ist es Maria, die sich mit dem Tuch die Tränen trocknet.

Eine seltsame Ruhe geht von diesem Bild aus. Der Jesus, den Mantegna gemalt hat, sieht würdig aus, gelöst: »Es ist vollbracht.« (Joh 19,30)

Gott hat es sich etwas kosten lassen

Der Lehrtext für heute aus den Herrnhuter Losungen klingt wie eine Deutung dessen, was dieses Bild erzählt:

Christus hat … unsre Sünden selbst hinaufgetragen an seinem Leibe auf das Holz, damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben. 
— 1. Petrus 2,24 (Lutherbibel 2017)

Auch wenn die Sprache der Lutherbibel hölzern klingt, ist die Botschaft doch verständlich: Was Christus getan hat, dient meinem Leben.

Im Bild ist die vergangene Marter nicht zu erkennen und die Wundmale sehen nicht gefährlich aus. Durch seine Wunden seid ihr heil geworden, heißt übrigens der nächste Vers. Gott hat es sich etwas kosten lassen, als er selbst in Christus den Tod überwunden hat – damit wir leben, auch in dieser Zeit. Nutzen wir diesen »auf Pause gestellten« Tag dazu, uns darauf neu zu besinnen.

Bleiben Sie behütet und möglichst gesund!

Ihr
Pfr. Marc Platten

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